Was in der Corona-Pandemie aus der Not heraus entstanden ist, soll jetzt noch einmal deutlich gestärkt werden: Mit 100 Millionen Euro werden künftig hochschulübergreifende Projekte zur Digitalisierung von Forschung und Lehre aber auch im Bereich der Hochschulverwaltung in Niedersachsen gefördert. In seiner jüngsten Kuratoriumssitzung hat die unabhängige Volkswagenstiftung am vergangenen Freitag einen entsprechenden Beschluss gefasst, wie das Politikjournal Rundblick erfahren hat.

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Auf Vorschlag des niedersächsischen Wissenschaftsministeriums werden demnach in diesem Sommer über das Förderprogramm „Zukunft.Niedersachsen“ mehr als 450 Millionen Euro bereitgestellt – der überwiegende Teil der Fördermittel stammt wie üblich aus der jährlichen Dividende auf Niedersachsens VW-Treuhandaktien. Der zweithöchste Einzelposten nach dem Förderprogramm „Potenziale strategisch entfalten“ geht dabei diesmal an die Dachinitiative „Hochschule.digital Niedersachsen“ mit Sitz in Göttingen.

Die hochschulübergreifende Einrichtung erhält mit den 100 Millionen Euro einen eigenen Gestaltungsspielraum, um die Ziele ihrer neuen Digitalisierungsstrategie zu verfolgen. Das dazugehörige Papier mit dem Titel „Gemeinsam digital – Gesamtstrategie 2030“ soll noch in dieser Woche vorgestellt werden. Neben konkreten Forschungsprojekten sollen auch die digitale Infrastruktur und Forschungskommunikation sowie die Cybersicherheit ausgebaut werden. Ziel des hochschulübergreifenden Ansatzes der Wissenschaftsförderung ist es dabei, dass auch kleinere Hochschulen sowohl von neuen Erkenntnissen als auch Infrastrukturen profitieren können.

„Mit dem nun beschlossenen Förderplan unterstützen wir zukunftsweisende Forschungsvorhaben und setzen starke Impulse für weitere Innovationen“, erklärt Wissenschaftsminister Falko Mohrs (SPD). „Die weitere, miteinander vernetzte Digitalisierung der niedersächsischen Hochschullandschaft ist uns wichtig – um die Innovationsfähigkeit und die Attraktivität Niedersachsens zu fördern.“

Falko Mohrs | Foto: Focke Strangmann/LT

Eine große Herausforderung, der sich die Hochschulen derzeit stellen müssen, ergibt sich aus den immensen Innovationssprüngen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI). Prof. Norbert Lossau, Gründungsdirektor der „Hochschule.digital Niedersachsen“, berichtet von mehreren Projektanträgen in seinem Zuständigkeitsbereich, die sich mit dem künftigen Umgang mit KI in Forschung und Lehre befassen. Der Wissenschaftler schildert, dass die Einführung neuer digitaler Technologien wie beispielsweise KI in die Hochschullandschaft aus seiner Sicht von immenser Bedeutung sei. „Diese Technologien sind nicht nur Treiber des technologischen Fortschritts, sondern auch Schlüsselkomponenten für die Entwicklung zukunftsorientierter Bildungskonzepte.“

Für die Hochschulen bedeute dies, an der Spitze der Bildungsinnovation zu stehen. Gleichzeitig ergebe sich daraus, dass die Hochschulen vor der Herausforderung stehen, „nicht nur die technische Infrastruktur bereitzustellen, sondern auch Lehrende und Studierende in der Nutzung dieser Technologien zu schulen und zu unterstützen“, sagt Prof. Lossau. Neben dem Wissen um die Anwendung der KI gehe es zudem auch darum, kritisches Denken und die Fähigkeit zur Problemlösung zu fördern, sowie ethische und gesellschaftliche Folgen der neuen Technologie zu vermitteln. Es ist ihnen daran gelegen, die digitale Welt aktiv mitzugestalten.

Norbert Lossau | Foto: Universität Göttingen/Swen Pförtner

In einem der beantragten Vorhaben soll es deshalb darum gehen, die relevanten Entwicklungen im Bereich der KI im Blick zu behalten und dazu passende Schulungen, Unterstützungsmaterialien oder auch Umgangsregeln zu erarbeiten. Sowohl die Studenten als auch die Verwaltung sollen damit in die Lage versetzt werden, die KI-Anwendungen auch rechtssicher zu benutzen. Konkret sollen dabei die Einsatzmöglichkeiten für Studium, Lehre und Prüfungen ausgelotet werden. In einem anderen Vorhaben will man sich gezielt die digitalen Lehr- und Lernanwendungen ansehen und die Möglichkeiten für den Einsatz in der Hochschullehre herausarbeiten. Der Bereich der elektronischen Prüfungen soll in einem anderen Projekt vertiefend untersucht werden. Dabei sollen insbesondere kleinere Hochschulen bei den technischen und rechtlichen Voraussetzungen unterstützt werden, um künftig E-Prüfungen anbieten zu können.