Die Norddeutsche Landesbank steigert zum zweiten Mal in Folge die Gewinne und will bald auch die Eigentümer von ihrer wiedergewonnenen Finanzstärke profitieren lassen. „Wir hatten das beste Jahr der Nord/LB seit acht Jahren“, sagte der Vorstandsvorsitzende Jörg Frischholz bei der Bilanzpressekonferenz am Freitag. Mit einem Vorsteuergewinn von 271 Millionen Euro konnte das Finanzinstitut sein Vorjahresergebnis mehr als verdoppeln. Frischholz führte den Anstieg auf verbesserte Einnahmen für Zinsen und Provisionen zurück – aber auch auf Kostendisziplin.

Die Verwaltungskosten waren mit 908 Millionen Euro fast genauso hoch wie im Vorjahr. „Die Inflation und weitere Kostenauftriebe haben wir gut verarbeitet“, so der CEO. Sobald der Vorstand mit den Neuzugängen Christoph Auerbach (COO) und Jasper Hanebuth (CFO) wieder komplett ist, werde das fünfköpfige Gremium in eine Debatte über den Nord/LB-Kurs für die kommenden Jahre einsteigen. „Uns eint das Ziel, dass wir die Bank weiterhin in die Ausschüttungsfähigkeit bewegen“, verriet Frischholz. Wann genau die Eigentümer der Landesbank, allen voran das Land Niedersachsen mit 57,92 Prozent der Anteile, wieder eine Dividende erhalten werden, ließ der Vorstandschef zwar offen. Auf Rückfrage grenzte er aber immerhin ein: „Wir sprechen hier nicht mehr über Fünf-Jahres-Zeiträume.“

Sich weit aus dem Fenster zu lehnen, ist bei der Nord/LB inzwischen generell tabu. „Die defensive Risikopolitik des Hauses entspricht dem, was die Eigentümer wollen“, sagte Frischholz. Dementsprechend hat die Landesbank auch im vergangenen Geschäftsjahr die Eigenkapitalquote erhöht, mehr Risikorücklagen gebildet und sich von Altlasten getrennt. „Wir haben das Problemportfolio radikal abgebaut“, sagte Oliver Kemper. Der Nord/LB-Bereichsleiter für Bankensteuerung und Finanzen berichtete: „Wir haben 300 Millionen Euro als Puffer aufgebaut für etwaige Schwierigkeiten in der Zukunft.“ Diese könnten etwa auf dem Kerngeschäftsfeld „Immobilienkunden“ drohen, in das die Landesbank über die Deutsche Hypo mit 18 Milliarden Euro investiert ist.
„Der Markt hatte bereits im zweiten Halbjahr begonnen, sich einzutrüben“, sagte Frischholz. Daraufhin habe sein Finanzinstitut sein Portfolio intensiv überprüft und zahlreiche Wertgutachten aktualisiert. Nach seinen Eindrücken von der aktuellen Immobilienmesse MIPIM in Cannes ist der Nord/LB-Chef jedoch grundsätzlich optimistisch: „Investoren und Projektierer halten sich bereit, um wieder gute Projekte umzusetzen. Wir gehen davon aus, dass sich der Markt nach der Sommerpause beleben wird.“ Zudem sei die Landesbank nicht von der Immobilienkrise in den USA betroffen, weil man dort keine Risikopositionen besitze.

Aus der Schiffsfinanzierung, die die Nord/LB 2018 in die Krise stürzte, hat sich die Bank fast vollständig zurückgezogen. Es sind nur noch Restkredite über 130 Millionen Euro übrig, Tendenz weiter sinkend. „Würden wir in die Schiffsfinanzierung morgen wieder einsteigen? Nein, das würden wir nicht. Für uns ist das kein strategisches Geschäftsmodell mehr“, sagte Frischholz. Er kündigte auch einen Rückzug aus der Flugzeugfinanzierung an. „Wir haben andere Optionen, die uns ein besseres Risk-Return-Modell bieten“, erklärte der CEO.
Die Befürchtung, dass sich die Nord/LB mit seinem steigenden Investment in Energie- und Infrastrukturkunden übernehmen könnte, wies Frischholz zurück. „Sind Erneuerbare die neuen Schiffe? Nee, das sind sie nicht“, versicherte der 48-Jährige. Als „Bank der Energiewende“ hat die Nord/LB in diesem Bereich ebenfalls etwa 18 Milliarden Euro investiert. Die Investitionen seien aber gut verteilt und nicht nur in Windparks angelegt. Wichtigster Regionalmarkt bleibt Deutschland, danach Europa. Mit weitem Abstand folgt Amerika und in Asien sei die Landesbank nur in wenige Projekte involviert.
Zur Diskussion um die Herauslösung der Braunschweigischen Landessparkasse (BLSK) sagte Frischholz: „Eine Herauslösung der BLSK darf nicht zum Schaden der Nord/LB geschehen – und das betrifft alle Dimensionen.“ Der Vorstandsvorsitzende bezeichnete die Landessparkasse als „schönen Diversifikationsfaktor“ und „schönes Geschäftsmodell“. „Wir sind per se erst mal happy, dass sie bei uns ist.“ In der Gewinnzone ist die BLSK ebenfalls, zum Vorsteuerergebnis der Nord/LB steuerte sie 61 Millionen Euro bei.