Zieht man einen Strich unter die Achtziger Jahre, dann lassen sich für dieses Jahrzehnts einige Trends ablesen: Die Regierung von Ernst Albrecht erlebt zu Anfang noch einmal einen kräftigen Schub – und lässt dann spürbar nach. Sie hält sich aber noch an der Macht. Die SPD verabschiedet sich von ihrem bisherigen Spitzenkandidaten Karl Ravens und erlebt an der Spitze einen angriffslustigen, an die Macht strebenden Gerhard Schröder. Dessen Weg nach oben ist indes auch mit einigen Rückschlägen verknüpft. Das Thema Umweltschutz und Atomkraft gewinnt immer mehr an Stärke, das gilt im Übrigen auch für die Grünen, die ganz allmählich immer wahrnehmbarer werden. Von der Macht im Lande bleiben sie indes in den achtziger Jahren noch ausgeklammert. Insofern sind die achtziger Jahre in Niedersachsen ein Jahrzehnt des Übergangs. Die Albrecht-Zeit geht zu Ende, ganz allmählich. Die neuen Kräfte, angeführt von einer wieder erstarkenden SPD, steigen auf. Auch das geschieht ganz allmählich, ohne einen Paukenschlag. Dieser Paukenschlag kommt ganz am Ende des Jahrzehnts dann doch, aber nicht landespolitisch bedingt, sondern international. Der Zusammenbruch des Ostblocks lässt auch die SED-Diktatur in der DDR implodieren. An der … Kilometer langen Grenze zwischen Niedersachsen und der DDR werden im November 1989 Freudenfeste gefeiert, die Menschen liegen sich in den Armen. Eine neue Zeit beginnt.

Ein junger Schröder greift nach der Macht | Foto: picture alliance / dpa / Wiesenhofer

Wir beginnen mit der Bundestagswahl 1980, aus der die sozialliberale Koalition mit Kanzler Helmut Schmidt noch mal als Sieger hervorgeht. Die CDU/CSU hat verloren – und die CDU im Norden, also auch in Niedersachsen, besonders. Ist das schon der Beginn des Abgesangs auf Albrecht? Der Kommentar von Helmut Rieger klingt 1980 ein bisschen so. 1981 sind Kommunalwahlen, und in Hannover geht es schon damals um die Zukunft des Oberbürgermeisters Herbert Schmalstieg. Zu jener Zeit hatte er das Amt schon neun Jahre lang – und sollte es noch ein weiteres Vierteljahrhundert behalten.

Dann kommt die Landtagswahl 1982 mit einem fast berauschend starken Resultat für Ernst Albrecht, die CDU erringt 50,7 Prozent, das beste Ergebnis, das je eine Partei bei einer niedersächsischen Landtagswahl erreicht hat. Die SPD verliert 5,7 Prozentpunkte, das leitet dann das Ende ihres glücklosen Spitzenmannes Karl Ravens ein. 1983 diskutiert die Republik über eine atomare Wiederaufarbeitungsanlage in Dragahn (Kreis Lüchow-Dannenberg). Es wird nichts draus, aber die Diskussion zeigt bereits, mit wieviel Vorbehalten und Gegnerschaft Albrecht in der Diskussion über dieses Thema rechnen muss



Dann kommt ein Paukenschlag 1984, der einstige Juso-Vorsitzende Gerhard Schröder greift nach der Macht in der Niedersachsen-SPD – und schafft den Sprung nach oben, da ihm ein Pakt zwischen den Bezirken Hannover und Weser-Ems gelingt. Wir schauen zu einem Schlesier-Treffen 1985 in Hannover und zu der Frage, ob womöglich Ressentiments laut werden. Die Landtagswahl 1986, kurz nach der Tschernobyl-Katastrophe, verpasst Albrecht und der CDU einen Dämpfer, Schröder und der SPD aber nicht den erhofften Sieg. Es geht für den SPD-Mann nicht ganz so schnell bergauf, wie er erhofft hatte. In der Bundestagswahl ein Jahr später wird Kohl als Kanzler trotz Einbußen für die Union bestätigt, Johannes Rau und die SPD verlieren. Ein Jahr später wittert Schröder die Chance, per Misstrauensvotum Albrecht zu stürzen. Doch bei der geheimen Abstimmung fehlte ihm eine Stimme. Das war wieder ein Dämpfer für Schröder. Zwei Jahre später ist klar, dass dies seinen Erfolgsweg nicht aufhalten konnte.