In Kalenderwoche 21 werden wichtige Weichenstellungen für die Zukunft des Landes Niedersachsen vorgenommen. Zwischen der Wahl des neuen Ministerpräsidenten am 20. Mai und der Wahl des neuen SPD-Landesvorsitzenden am 24. Mai richtet sich der Blick am Donnerstag, den 22. Mai, kurzzeitig nach Bonn. Dort nämlich wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bekanntgegeben, welche Universitäten sich im Bewerbungsverfahren der „Exzellenzstrategie“ im Rahmen der Förderlinie „Exzellenz-Cluster“ haben durchsetzen können. Mit insgesamt neun Forschungszusammenschlüssen sind niedersächsische Hochschulen zurzeit noch im Rennen um jede Menge Fördergeld und auch eine gute Portion Prestige, die mit dem Titel „Exzellenz-Cluster“ verbunden sind. Welche Bewerber sich durchsetzen werden, ist aktuell noch nicht klar, erst im Rahmen der Sitzung der Exzellenzkommission am 22. Mai wird final entschieden, welche Spitzenforschung von Bund und Land in den kommenden Jahren besonders unterstützt wird.

Für Wissenschaftsminister Falko Mohrs (SPD) ist das erfolgreiche Abschneiden der niedersächsischen Bewerber von großer Bedeutung. „Der Erfolg strahlt aus“, sagt Mohrs im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick. „Das ist auch Werbung für die Forschungsstärke des Bundeslands.“ Die gelegentlich vorgebrachte Kritik, die Exzellenzförderung gehe zulasten der Lehre, teilt Mohrs dabei ausdrücklich nicht. Die Stärke des deutschen Hochschulsystems sei die enge Verzahnung von Forschung und Lehre. Ein Erfolg für die Forschung sei demnach auch ein Vorteil für die Lehre. Entsprechend groß war auch die Unterstützung im Bewerbungsprozess. Wie bedeutsam ein Erfolg der Universitäten für die Landesregierung sei, zeigt sich für Mohrs auch an der finanziellen Unterstützung und auch dem Engagement der Hausleitung. Entweder er selbst oder aber Staatssekretär Joachim Schachtner waren bei der Präsentation der Bewerber bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bonn stets anwesend, haben sich punktuell an der Präsentation beteiligt und die Bedeutung der Forschungsverbünde für die Zukunft des Landes betont.
Dabei haben der Minister und sein Staatssekretär auch immer wieder betont, dass die Vorhaben nicht „nice-to-have“ seien, sondern in jedem Fall weiterhin vom Land unterstützt werden. „Alle Forschungsverbünde werden profilgebend sein für die jeweiligen Standorte.“ Deshalb werde man die Projekte in jedem Fall auch künftig weiter fördern, selbst wenn sie sich im Bewerbungsverfahren nicht durchsetzen sollten. Wie genau das Land dann unterstützen wird, beispielsweise durch eine Finanzierung von Forschungsgebäuden, müsse im jeweiligen Fall dann mit den Universitäten abgestimmt werden. Für Mohrs steht jedenfalls fest: „Kein Cluster wird fallengelassen.“ Doch mehr Geld gibt es natürlich im Erfolgsfall. Zwischen drei und zehn Millionen Euro pro Jahr werden einem erfolgreichen Forschungscluster für den Förderzeitraum 2026 bis 2032 in Aussicht gestellt. In Summe wenden Bund und Länder jährlich 539 Millionen Euro für perspektivisch bis zu 70 Cluster auf.
Um diese Förderschätze zu heben, hat das Land ganz ordentlich in die aussichtsreichen Universitäten investiert. Alle Bewerber haben 2022 über das Förderprogramm „Exzellenz-Stärken“ insgesamt 26 Millionen Euro bekommen. Nach Auskunft des Wissenschaftsministeriums gingen jeweils fünf Millionen Euro an die Universität Göttingen und die Universität Hannover, jeweils vier Millionen erhielten die Medizinische Hochschule Hannover (MHH), die Universität Oldenburg und die Technische Universität Braunschweig, je zwei Millionen Euro bekamen die Universität Lüneburg und die Universität Osnabrück. Diejenigen Cluster, die im Februar 2024 erfolgreich die erste Auswahlrunde überstanden haben, erhielten noch einmal jeweils 400.000 Euro für die Phase der Antragstellung.
Wann sich diese Investition ausgezahlt hat? Natürlich ist allein schon der Bewerbungsprozess ein Gewinn für die Wissenschaftsstandorte. Doch konkret nachgefragt, antwortet der Wissenschaftsminister: „Mit sechs Exzellenz-Standorten waren wir in der Vergangenheit überdurchschnittlich gut vertreten.“ Dabei wendet Mohrs als Referenzwert einfach den Königsteiner Schlüssel auf die Gesamtzahl der geförderten Projekte an, diese lag bisher bei 57. „Wir haben ein Interesse daran, nicht unterdurchschnittlich abzuschneiden.“ Heißt also: Wenn tatsächlich 70 Bewerber siegreich aus dem Verfahren hervorgehen, möchte Niedersachsen schon mit sieben Clustern dabei sein – also mit fast allen, die jetzt noch im Rennen sind. In der Wahrnehmung des Wissenschaftsministers stehen die Chancen dafür nicht so schlecht: „Wir sind sehr zufrieden mit der Präsentation der Cluster in Bonn“, sagt Mohrs. Mit Forschungsprojekten beispielsweise im Bereich der Mobilität, dem klimaneutralen Fliegen und der Infektionsforschung trete Niedersachsen mit zukunftsweisenden Clustern an.
Für einige Forschungsstandorte geht das Bewerbungsverfahren auch nach dem 22. Mai noch weiter. Vier Hochschulen hätten bei erfolgreichem Abschneiden noch die Chance auf den Titel „Exzellenz-Universität“. Voraussetzung dafür ist nämlich, selbst zwei Exzellenz-Cluster zu haben oder aber an drei Exzellenz-Clustern beteiligt zu sein. Die Universität Göttingen, die einst Exzellenz-Universität war, hat diese Gelegenheit bereits verpasst. Bei nicht wenigen sorgt das schlechte Abschneiden der altehrwürdigen Universität in Südniedersachsen für Frust. Die MHH, die Universität Hannover, die TU Braunschweig und die Universität Oldenburg haben aber noch Aussicht auf Erfolg. Elf Exzellenz-Universitäten gibt es aktuell, in der nächsten Förderperiode ab 2027 will man bis zu vier weitere aufnehmen. Niedersachsens rot-grüne Landesregierung hat sich im Koalitionsvertrag ein klares Ziel gesetzt: Mindestens eine Exzellenz-Uni möchte man haben. Diese Entscheidung fällt aber erst am 2. Oktober 2026.