3. Juli 2025 · 
MeldungRecht

Verbraucherzentrale warnt vor unlauteren Angeboten und Kaufanreizen im Netz

Urlaubs-Portale oder Coaching-Angebote: Im Internet werden Verbraucher zunehmend ausgetrickst. Die Verbraucherzentrale Niedersachsen warnt davor – und baut ihr Angebot aus.

Foto eines Mannes und einer Frau in einer Pressekonferenz, sie hält einen Bericht hoch.
Randolph Fries und Petra Kristandt stellen den Jahresbericht 2024 der Verbraucherzentrale vor. | Foto: Kleinwächter

Immer neue Betrugsmaschen im Internet werden unachtsamen Konsumenten zum Verhängnis. Die Verbraucherzentrale Niedersachsen warnt deshalb vor manipulativen Designs, Social-Media-Shops oder unseriösen Online-Coachings. „Eigentlich kann man im Internet schon fast niemandem mehr glauben“, sagte die Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale Niedersachsen, Petra Kristandt, bei der Vorstellung ihres neusten Tätigkeitsberichts. „Durch Künstliche Intelligenz können die Kriminellen der Welt jetzt noch schneller fälschen oder Internetseiten nachbauen. Es wird unübersichtlicher und immer mehr Menschen fallen darauf herein.“ Drei konkrete Beispiele aus dem vergangenen Jahr hat Kristandt mit ihrem Team am Donnerstag der Öffentlichkeit vorgestellt. Im ersten Fall geht es um die Urlaubs-Plattform „ab-in-den-urlaub.de“, die von der Verbraucherzentrale abgemahnt wurde. Das Online-Portal nutzt sogenannte „Dark Pattern“, also Designbausteine, die interessierte Besucher künstlich unter Druck setzen und somit zu einem unüberlegten Kauf anreizen sollen. Dazu zählen beispielsweise durchgestrichene Preise, die Rabatte suggerieren, oder Informationen über die Anzahl der aktuellen Suchanfragen für eine bestimmte Region. Kristandt führte aus, dass derartige „Dark Pattern“ zwar durch den Digital-Services-Act der EU verboten seien. Der Gesetzestext bleibe allerdings im Detail zu unkonkret. Deshalb werde es wohl auf langwierige Gerichtsverfahren hinauslaufen, in denen die Fälle geklärt werden müssen. Für den aktuell auf EU-Ebene diskutierten Digital-Fairness-Act fordert Kristandt nun, die entsprechenden Mechanismen genauer zu betrachten und dann zu regeln beziehungsweise zu verbieten. Vorbildhaft könne das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb sein, in dem mithilfe einer schwarzen Liste bestimmte Praktiken eindeutig untersagt werden.

Zu Vorsicht mahnt die Verbraucherzentrale auch bei Verkaufsprogrammen in den sozialen Medien. Beispielhaft stellte Kristandt ein Angebot der Firma „markenboss.de“ mit Sitz in Langenhagen (Region Hannover) dar. Auf der Seite werde behauptet, dass bei einem Kauf während einer Livestream-Vorführung das Widerrufsrecht ausgeschlossen sei. Das sei rechtlich so nicht haltbar, häufig genug kämen die Anbieter mit solchen Hinweisen auf ihren Websites aber durch. Zu besonderer Vorsicht ruft die Verbraucherzentrale bei den Bezahlmethoden auf. Insbesondere „Influencer“ nutzten die vermeintliche Vertrauensbasis zu ihren Kunden dazu aus, diese zu Geld-Transaktionen über die Freunde-Funktion des Bezahldienstleisters Paypal zu animieren. In diesem Fall verfällt jedoch der Käuferschutz, warnt Kristandt, und Kunden könnten ihr Geld anschließend nicht mehr zurückfordern. Befinde sich ein Online-Shop in Deutschland, könne die Verbraucherzentrale noch helfen. Doch bei Firmen mit Sitz beispielsweise in Dubai fehlten dann komplett die Durchgriffsrechte. Vor einem ungeregelten Markt und unseriösen Angeboten warnen die Verbraucherschützer auch bei diversen Coaching-Angeboten im Internet. Häufig würden Interessierte mit kostenlosen Webinaren angelockt, in denen sie dann mit Rabatt-Angeboten unter Druck gesetzt werden, möglichst unüberlegt teure Verträge abzuschließen. Auch hier werde das Widerrufsrecht ausgeschlossen. Insgesamt rät Kristandt dazu, bei Käufen im Internet große Vorsicht walten zu lassen und sich bloß nicht hetzen zu lassen.

  • Mehr Personal, verbessertes Angebot: Nach Jahren der Klage über eine strukturelle Unterfinanzierung kann die Verbraucherzentrale Niedersachsen nun aufatmen. Dank einer Änderung des Glücksspielgesetzes verstetigt sich die Förderung des Vereins bei rund acht Millionen Euro pro Jahr. In der Vergangenheit hatte die Verbraucherzentrale genau diese verlässliche Finanzierung gefordert. Durch diesen Schritt sei man nun vom letzten Platz im Ländervergleich ins Mittelfeld aufgerückt. Eine sichtbare Veränderung soll es zum Jahreswechsel geben. Dann zieht die Geschäfts- und Beratungsstelle der Verbraucherzentrale von der Herrenstraße in frisch sanierte Räumlichkeiten am Georgsplatz (Ecke Landschaftsstraße) in Hannovers Innenstadt um. Die Räume seien nicht nur barrierefrei, sondern auch doppelt so groß, berichtete der Vorstandsvorsitzende Randolph Fries. Die aktuelle Geschäftsstelle platze aus allen Nähten, erläuterte Kristandt. Nicht nur für mehr Personal, auch für die technische Ausstattung wie etwa den Serverraum sei nicht mehr ausreichend Platz gewesen. Personell will die Verbraucherzentrale nun auch aufstocken. Aktuell zählt sie insgesamt 119 Mitarbeiter. Die Basis-Beratung solle ebenso gestärkt werden wie der Social-Media-Bereich. Im vergangenen Jahr habe die Beratungsstelle 176.000 Verbraucheranfragen bearbeitet. Fries sagt jedoch: „Da geht noch mehr.“ Aufgrund der unsicheren Finanzierungslage habe die Verbraucherzentrale zwischenzeitlich jedoch gutes Personal verloren, das nun nur schwer neu zu gewinnen sei. Inhaltlich habe sich die Verbraucherzentrale durch die gesicherte Finanzierung nun aber auch breiter aufstellen können, berichtete Kristandt. Niedersachsen werde sich jetzt auch mit Verbands- und Sammelklagen für die Rechte von Verbrauchern einsetzen.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #124.
Niklas Kleinwächter
AutorNiklas Kleinwächter

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