Anfang Februar konnte sich Niedersachsens Wissenschaftsminister Falko Mohrs (SPD) freuen: „Wir sind für die Spitzenwissenschaft ein attraktiver Standort.“ Zwei Hochschulen hatten sich im bundesweiten Wettbewerb um die wichtige Exzellenzförderung von Bund und Ländern durchgesetzt und haben nun weiterhin die Chance, im kommenden Jahr zum sogenannten Exzellenzcluster zu werden. An der Uni Oldenburg soll im Projekt „Navi-Sense“ die Navigationsfähigkeit von Tieren erforscht werden. An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) will man derweil mithilfe neuer Diagnoseinstrumente eine bessere Behandlungsform für die Regeneration und Reparatur von Organen entwickeln.

Neben den beiden Projekten der Uni Oldenburg und der MHH stehen im kommenden Jahr noch sechs weitere Forschungsvorhaben aus Niedersachsen vor der Herausforderung, sich bundesweit zu behaupten. Denn die sechs bisherigen Exzellenzcluster haben ebenfalls ihre erneute Bewerbung angekündigt – die Skizzenphase konnten sie als bereits prämierte Projekte überspringen. Im Mai 2025 wird die Exzellenzkommission darüber befinden, wem die Fördergelder in Höhe von drei bis zehn Millionen Euro jährlich ab 2026 zukommen sollen. Drei Viertel des Geldes kommen vom Bund, ein Viertel steuert das jeweilige Bundesland zu.
Zehn Projektskizzen aus Niedersachsen konnten im aktuell laufenden Verfahren derweil die internationalen Gutachter und das Expertengremium nicht von sich überzeugen. Die öffentliche Kritik daran blieb jedoch weitgehend aus. Allenfalls lokal konnte man kritische Stimmen vernehmen, wenn das ortsansässige Projekt sich nicht hatte durchsetzen können. Immerhin: Dass die Universität Göttingen nun keine Chance mehr hat, wieder zur Exzellenzuniversität zu werden, weil sie keine Aussicht darauf hat, ausreichend viele Cluster zu stellen, wurde sogar vom Wissenschaftsminister bedauert.
„Die niedersächsischen Universitäten haben in der aktuellen Wettbewerbsrunde um neue Exzellenzcluster das Nachsehen.“
Lars Alt (FDP)
Deutlicher war die Kritik unterdessen aus der außerparlamentarischen Opposition. FDP-Politiker Lars Alt erklärte: „Die niedersächsischen Universitäten haben in der aktuellen Wettbewerbsrunde um neue Exzellenzcluster das Nachsehen.“ Der Süden der Republik habe deutlich besser abgeschnitten, allein die TU Dresden habe mehr erfolgreiche Bewerber als ganz Niedersachsen, betonte Alt und legte damit den Finger in die Wunde. Schuld seien aber nicht die Forscher, sondern die „vollkommen unzureichende wissenschaftspolitische Unterstützung der Landesregierung“, sagte Alt. Der Reaktion des Wissenschaftsministeriums sei außerdem nicht zu entnehmen, „mit welchen Mitteln nun wenigstens die Verlängerung der bestehenden Exzellenzcluster gestützt werden sollen.“
Eine Übersicht der sechs Forschungsvorhaben, die auf eine Verlängerung der Förderung setzen:

- Präziser eingreifen: Forscher der Uni Hannover, der TU Braunschweig, vom Laser-Zentrum Hannover und dem Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik erforschen im Projekt „Phoenix-D“, wie optische Präzisionssysteme schnell und kostengünstig mittels 3D-Drucks hergestellt werden können. Die Ergebnisse sollen etwa in der Landwirtschaft durch präzisen Laserbeschuss auf Unkraut den Einsatz von Chemie verringern können.
- Für Herz und Hirn: An der Uni Göttingen forscht man im Projekt „Multiscale Bioimaging“, wie elektrisch erregbare Zellen im Herzen und im Gehirn funktionieren, um perspektivisch neue Therapien für Erkrankungen der lebenswichtigen Organe entwickeln zu können.
- Nachhaltig fliegen: „Flugscham ade“ heißt es an der TU Braunschweig, wo Wissenschaftler daran tüfteln, das Fliegen grüner zu gestalten. Experten aus Luftfahrt, Elektrotechnik, Energie, Chemie und Design arbeiten daran, Emissionen zu senken, Lärmbelästigung zu verringern und Flugzeuge recyclebar zu machen.