Vorprogrammiert in die Altersarmuts-Falle?
Der Sozialverband Niedersachsen (SoVD) warnt vor einer zunehmenden Gefahr von Altersarmut. Vor allem Frauen drohten zu den Verlieren des Rentensystems zu werden. Gründe dafür sind dem Verband zufolge die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen, mehr Teilzeitbeschäftigung und das Vereinbarkeitsproblem von Familie und Beruf.
SoVD-Landesfrauensprecherin Roswitha Reiß sprach bei einer Podiumsdiskussion in Hannover von einem rückwärtsgewandten Denken: „Mir bereitet die Tendenz Sorge, dass viele Frauen in das alte Schema zurückwollen. Sie bleiben länger zuhause und überlassen den Männern den Arbeitsplatz. Das ist der falsche Weg“, so Reiß.
Bislang sei die Altersarmut bei Frauen „relativ undramatisch“, erklärte Brigitte Loose von der Deutschen Rentenversicherung. Gerade einmal drei Prozent aller über 65-Jährigen bekämen lediglich die Grundsicherung. „Das ist deutlich weniger als bei der gesamten Erwerbsbevölkerung, da sind wir bei neun Prozent“, so Loose. Bislang liege es hauptsächlich am sogenannten Ernährer-Modell, dass Frauen nicht in die Armut rutschten. Das werde sich Experten zufolge aber in Zukunft ändern. Die häufige Teilzeitbeschäftigung sei dabei ein Grund für künftige Altersarmut.
„Diese strukturellen Probleme lassen sich nur lösen, wenn in der Politik und bei Arbeitgebern ein Umdenken stattfindet“, sagte Judith Kerschbaumer von der Gewerkschaft ver.di. Sie kritisiert: „Das Vereinbarkeitsproblem von Familie und Beruf ist nach wie vor eines der Frauen.“ Selbst wenn junge Mütter Vollzeit arbeiten wollten, bekämen sie nach der Babypause oft nur eine Teilzeitstelle angeboten. Kerschbaumer forderte unter anderem ein Rückkehrrecht auf einen Vollzeitjob nach der Erziehungszeit. Zugleich müsse aber das Absenken des Rentenniveaus gestoppt werden.