Verspätete Ferien-Aktion: Schicken Sie jemanden zurück in den Urlaub!
Liebe Niedersachsen,
heute vor 386 Jahren kam in England ein Mann zur Welt, der später maßgeblich Einfluss nahm auf die Entwicklung der liberalen Verfassungen dieser Welt. Am 29. August 1632 erblickte John Locke das Licht der Welt. Später hat sich der politische Philosoph dafür ausgesprochen, dass eine Regierung nur dann legitimiert sei, wenn sie auch die Zustimmung der Regierten besitzt.
Ob der britische Premier Boris Johnson nun die Zustimmung der Regierten besitzt, ist schwer zu sagen. Sicher ist allerdings, dass er nicht die Zustimmung des Unterhauses zu besitzen scheint. Denn Johnson hat sich kurzerhand überlegt, die Damen und Herren Abgeordneten wieder zurück in den Urlaub in ihre Wahlkreise zu schicken, damit er (endlich) in Ruhe den Brexit vollziehen kann.
[caption id="attachment_42892" align="alignnone" width="592"] Ab in den Urlaub? Boris Johnson schickt das Parlament weg. - Foto: Screenshot/Twitter[/caption]
Diese Art der Regierungsführung mag uns Festlandeuropäern unorthodox erscheinen. Aber seien wir ehrlich: Wollen wir nicht auch manchmal jemanden einfach in den Urlaub (oder auf eine einsame Insel) schicken, damit wir in Ruhe unsere Arbeit machen können? Ich habe zum Beispiel meinen Kollegen Martin Brüning weggeschickt, damit ich auch mal wieder eine Tageskolumne schreiben kann. Probieren Sie das doch auch mal!
[caption id="attachment_12850" align="alignnone" width="666"] Wen würden Sie gerne in den Urlaub schicken? - Foto: Jakob Brüning[/caption]
Im hannoverschen Rathaus möchte man vermutlich gleich mehrere Berufsgruppen zurück in den Sommerurlaub schicken. Angefangen vielleicht mit dem hauseigenen Rechnungsprüfungsamt, das ursprünglich einmal die Prämienregelung der Stadt kritisieren wollte. Oder die Journalisten, die darüber berichteten. Vielleicht wünscht man sich im Rathaus aber auch royalen Beistand wie in Großbritannien, damit in den Ratsgremien niemand auf die Idee kommt, weiter nach diesen Vorgängen zu fragen.
Weil wir uns aber nicht in den Sommerurlaub zurückschicken lassen, lesen Sie heute im Rundblick, wie die Stadt Hannover es wieder schafft, den Ruf einer wenig transparenten Behörde zu festigen. Auch die Landtagsopposition befindet sich übrigens nicht im Urlaub. Deshalb lesen Sie heute im Rundblick, wie Grüne und FDP auf die Pläne zur Nord/LB-Rettung reagieren. (Beide Artikel gibt's leider nur im Abo.)
Ich wünsche Ihnen einen urlaubsgleichen Donnerstag
Niklas Kleinwächter