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In diesem Buch, das beim NSGB bezogen werden kann (www.nsgb.de), erscheint ein freundlicher Bürgermeister mit Amtskette, der Besuch von einer Kindergartengruppe bekommt. Er entschließt sich, mit den Kindern durch seine Gemeinde zu ziehen und ihnen seine Tätigkeitsfelder zu erläutern – das Instandhalten der Schule und des Kindergartens, die Pflege der Feuerwehrautos, die Reparatur der Straßen und der Wasserleitung, die Betreuung der Sportplätze, der Grünflächen und der Kläranlagen, die Abstimmung aller wichtigen Entscheidungen mit dem Rat und die Finanzierung aller Vorhaben aus den Steuereinnahmen. Auch die regelmäßige Wahl des Bürgermeisters wird erwähnt – und die Tatsache, dass natürlich auch Frauen Bürgermeisterinnen werden können. In diesem Pixi-Buch ist der Bürgermeister in freundlicher, stets lächelnder und zugänglicher Mann, der sich redlich um seine Zuhörer bemüht. Das Bürgermeister-Bild bei Benjamin Blümchen steht dem diametral entgegen. In einem Text sagt Benjamin, der Elefant, dass der Bürgermeister nur sage, sich um das Wohl der Bürger zu kümmern, er meine tatsächlich „sein eigenes Wohl“. In einem Video wird ein Bürgermeister als vielbeschäftigte, von Anträgen überhäufte Amtsperson dargestellt, die keine Zeit findet für wirklich wichtige Aufgaben. Als Lösung wird dann angeboten, dass der Elefant selbst für das Amt des Bürgermeisters kandidiert – und alle finden, das sei eine „gute Idee“.
Schon für Kinder im Vorschulalter wird ein Bild vermittelt, das einseitig und negativ ist.
Am vergangenen Mittwoch hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Gruppe von Bürgermeistern zum Gespräch eingeladen – und dabei deutlich gemacht, dass man nach dem wohl politisch motivierten Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU) nicht zur Tagesordnung übergehen könne. Bei diesem Treffen erklärte der Präsident des Deutschen Städtetages, Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD), dass nach seinen Schätzungen jeden Tag drei politisch motivierte Straftaten gegen Amtsträger – auch Mitarbeiter von Jobcentern beispielsweise – verübt würden. Die Masse davon komme nicht zur Anklage. Oft geht es um Verleumdungen, Bedrohungen – aber auch um tätliche Angriffe.
Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, rechnet damit, dass bereits 40 Prozent der kommunalen Amtsträger bedroht worden seien. Einer der Bürgermeister, die bei Steinmeier zu Gast waren, war der Vizepräsident des NSGB, Uwe-Peter Lestin (SPD). Er ist seit 1990 ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Schwülper (Kreis Gifhorn). Lestin spricht von einer „Entfremdung zwischen Menschen und Kommunalpolitik“, viele Leute würden immer nachdrücklicher protestieren, wenn sie meinten, durch Entscheidungen Nachteile erleiden zu müssen. Dabei nehme das Misstrauen gegenüber Amtsträgern immer mehr zu. Der SPD-Politiker meint sogar, viele Leute würden die Gemeindeverwaltung „als feindliche Institution empfinden“.