Touristikbranche erholt sich nach Corona: TUI zahlt Schulden zurück
Die Corona-Pandemie hat bei Reiseveranstalter TUI im Geschäftsjahr 2020 zu einem Rekordverlust geführt. Nun will der Konzern seine Schulden durch die Ausgabe neuer Stammaktien reduzieren. Großaktionäre sollen über eine Milliarde Euro nachschießen. Gleichzeitig meldet der weltweit größte Touristikkonzern, dass sich die Branche wieder erholt. „Die Buchungen für den Sommer 2022 sind mit 1,6 Millionen sehr ermutigend“, heißt es. Die Vorbestellungen für das kommende Jahr liegen aktuell sogar über dem Niveau vor der Corona-Pandemie.
Nach dem Neustart des Tourismus liegt der Fokus bei TUI zunächst auf Schuldenabbau. Mit dem Erlös aus der Kapitalerhöhung soll unter anderem ein KfW-Kredit in Höhe von 375 Millionen Euro zurückgezahlt werden. Mit dem restlichen Geld sollen Bankschulden verringert werden. „Die verbesserte Kapitalstruktur schafft ein solides Fundament und ermöglicht es uns, die Chancen aus der Erholung der Branche noch besser zu nutzen. Wir sind ausgezeichnet aufgestellt, um von der vollständigen Rückkehr des Tourismus zu profitieren“, sagte gestern der TUI-Vorstandsvorsitzende Fritz Joussen. Zudem sei der Konzern durch das neue Kapital in der Lage, „auf kurzfristige Unsicherheiten“ in der Wintersaison 2021/22 aufgrund der Covid-19-Pandemie zu reagieren.
TUI-Gruppe plant Einsparungen von
rund 400 Millionen Euro jährlich
Um einen Bruttoerlös von 1,1 Milliarden Euro zu erzielen, will die TUI AG insgesamt rund 524 Millionen neue Stammaktionen ausgeben. Jeder Aktionär bekommt 10 neue Aktien für jeweils 21 bestehende Anteilsscheine angeboten. Der Bezugspreis soll bei 2,15 Euro liegen, an der Börse wurde die TUI-Aktie gestern mit 3,83 Euro gehandelt (Stand: 17 Uhr). Der russische Milliardär Alexei Mordaschow, der über seine Firma Unifirm Limited mit 32 Prozent den Großteil der Aktien hält, will offenbar mitziehen. Der Rest der Kapitalerhöhung werde durch ein Bankenkonsortium abgesichert, zu dem unter anderem auch Deutsche Bank, Commerzbank und die Landesbank Baden-Württemberg gehören.
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Die 1,2 Milliarden Euro aus dem TUI-Hilfspaket des Bundes sind von dem Schritt nicht betroffen. Darüber hinaus hat der Konzern rund drei Milliarden Euro weitere KfW-Kredite aufgenommen, die ebenfalls bestehen bleiben. Unter dem Strich ist der Konzern nach eigenen Angaben mit 3,4 Milliarden Euro liquide. Im Mai standen TUI nur 1,7 Milliarden Euro zur Verfügung – bei einem monatlichen Mittelabfluss von bis zu 300 Millionen Euro.
„Wir wollen, wir können und werden zu wirtschaftlicher Stärke zurückfinden. Die neue TUI wird schlanker, digitaler und effizienter.“
TUI-Konzernchef Fritz Joussen
„Wir wollen, wir können und werden zu wirtschaftlicher Stärke zurückfinden. Daran arbeiten wir mit ganzer Kraft. Die neue TUI wird schlanker, digitaler und effizienter. Aber sie wird weiter Standards im Tourismus setzen, bei Qualität, Innovation und Nachhaltigkeit“, sagte Konzernchef Joussen mit Blick auf die globale Neuausrichtung der Unternehmensgruppe. Die TUI-Gruppe will jährlich rund 400 Millionen Euro einsparen. „Von den 8000 Stellen, die in diesem Programm potenziell betroffen sind, ist ein Abbau von bislang 7000 Stellen bereits umgesetzt oder vereinbart“, heißt es dazu im Zwischenlagebericht. Zum Jahresende 2020 hatte TUI laut Medienberichten rund 38.200 Beschäftigte, im November 2019 habe es noch 60.300 Mitarbeiter gegeben.
Hohe Nachfrage nach Reisen:
Trend geht zu kurzfristigen Buchungen
Buchungen ziehen an: Für sein Sommerprogramm 2021 vermeldete TUI insgesamt 5,2 Millionen Buchungen. Seit August habe es einen Anstieg von 1,1 Millionen gegeben. „Die hohe Nachfrage nach Reisen und der weiterhin bestehende kurzfristige Buchungstrend zeigt sich im Anstieg der Auslastung der Flugzeugflotte in den letzten zwei bis drei Wochen vor der Abreise“, berichtet der Konzern. Die Buchungen für das Winterprogramm liegen laut TUI zum jetzigen Zeitpunkt bei 54 Prozent der Wintersaison 2018/19. Der Reiseveranstalter rechnet am Ende mit einer Auslastung von 60 bis 80 Prozent im Vergleich zu einem Vorkrisenjahr.
Zu den beliebtesten Winterzielen gehören laut TUI die Kanarischen Inseln, das spanische Festland, Ägypten und die Kapverden. Bei den Buchungen für Sommer 2022 stehen aktuell Türkei, Florida, Griechenland und Zypern bei den Urlaubern hoch im Kurs. Derzeit geht der Touristikkonzern davon aus, dass sich die Zahl der Buchungen auf dem Niveau des Sommers 2019 einpendeln wird. Das Fazit von TUI lautet: „Die Nachfrage ist da. Wo immer staatliche Reisebeschränkungen aufgehoben sind, sehen wir sofort die schnelle Rückkehr des Geschäfts, Nachholeffekte und höhere Umsätze der Kunden für ihre Reisen.“