20. Mai 2025 · 
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Mehr Digitalisierung und Cyber-Abwehr: Lies setzt in Regierungserklärung neue Akzente

Ministerpräsident Olaf Lies gibt im Landtag seine erste Regierungserklärung ab. | Foto: Link

In seiner Regierungserklärung hat Ministerpräsident Olaf Lies (SPD) am Dienstagabend einige Akzente neu gesetzt – ohne allerdings dabei erkennbar vom Kurs seines Vorgängers Stephan Weil abzuweichen. Lies kündigte an, dass die bisher auf viele Ministerien verteilten Zuständigkeiten für die Digitalisierung der Verwaltung künftig „zentral im Innenministerium gebündelt“ werden sollen. Alle Dienstleistungen, Anträge und Verfahren sollten für die Bürger „absehbar digital möglich sein“. Dabei werde Niedersachsen künftig verstärkt auf die Kooperation mit anderen Ländern setzen und nicht den Ansatz verfolgen, „alles selbst lösen zu wollen“. Mit den Kommunen solle ein „Digital-Pakt“ geschlossen werden, damit das oft hinderliche Nebeneinander mehrerer kommunaler IT-Dienstleister abgestellt wird. Nach den Worten von Lies passt dieser Schritt zu der Initiative „Einfacher, schneller, günstiger“. Dazu sollten in der Klausurtagung des Kabinetts Ende Juni „weitere Maßnahmen beschlossen“ werden. Geprüft werden solle, ob man Unternehmen umfangreich von Dokumentationspflichten befreien könne. Die wesentlichen Handlungsstränge zum Bürokratieabbau sollten „in der Staatskanzlei gebündelt werden“.

Der neue Ministerpräsident hat in mehreren Punkten seine Positionen beschrieben:

  • Tablets in den Schulen: Das Wahlversprechen der SPD, in Schulen neue technische Möglichkeiten zu stärken, soll umgesetzt werden: Ab Jahrgangsstufe 7 sollten „die ersten Schüler mit neuen Tablets arbeiten können“.


  • Cyber-Abwehr: Die Anstrengungen zum Kampf gegen Cyberattacken und Sabotageakte sollen verstärkt werden, Lies will einen „sicherheitspolitischen Dialog“ mit Bundeswehr, Landesverwaltung, Unternehmensverbänden, Gewerkschaften, Kammern, Katastrophenschutz und Arbeitsagentur einführen. Der Zivilschutz solle gestärkt werden. Außerdem soll die Kooperation mit der Bundeswehr intensiviert werden, die Forschung für Sicherheit und Verteidigung solle ausgeweitet werden.


  • Europapolitik und Bundespolitik: Lies kündigt an, die Vertretung Niedersachsens in der EU und in der Bundeshauptstadt zur „Chefsache“ zu erklären.


  • Zuwanderung: Lies betont, dass Zuwanderung wichtig sei. Wer nach Niedersachsen kommen wolle und bleiben dürfe, solle schnell integriert werden. Er fügt hinzu: „Wer nicht bleiben darf, der muss zügig seine Entscheidung bekommen und dann auch das Land verlassen.“


  • Polizeigesetz: Lies trägt vor, dass wie bisher geplant noch 2025 das neue Polizeigesetz beschlossen werden soll – mit der geforderten Fußfessel für Gewalttäter. Auch den verpflichtenden Einsatz von Bodycams wolle man „überdenken“ – „auch im Lichte der tödlichen Schüsse in Oldenburg“. An dieser Stelle ertönt in der Landtagsdebatte Gemurmel von der Opposition.


  • Immobiliengesellschaft: Die Idee, Liegenschaften des Landes in eine eigene Gesellschaft zu übertragen und dann effektiver zu bewirtschaften, soll bald konkrete Formen annehmen – noch 2025 solle für eine „Niedersächsische Anstalt für Immobilienaufgaben“ der Startschuss fallen. Was die Kooperation mit den Kommunen angeht, solle mit den Kommunalverbänden ein „Pakt für Kommunalinvestitionen“ geschlossen werden.


  • Krankenhäuser: Lies sagt, er wolle „die Bundesregierung freundlich, aber bestimmt auffordern, zügig die weiteren Schritte zur Umsetzung der Krankenhausreform zu gehen“.


  • Gleichberechtigungsgesetz: Das „Niedersächsische Gleichberechtigungsgesetz“, das Vorgaben für die Stärkung von Frauen im öffentlichen Dienst vorsieht, solle „zeitnah“ dem Landtag vorgelegt werden. Dabei solle „der Bürokratieaufwand so gering wie möglich gehalten werden“.


  • „Ausgestreckte Hand zur CDU“: Lies erklärt mehrfach, er wolle auch mit der CDU kooperieren – ebenso wie mit den Kommunen, der Zivilgesellschaft, den Kirchen, den Gewerkschaften und den Verbänden. Im Ziel der Stärkung der Demokratie sei man sich ja trotz aller Unterschiede einig.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #094.
Klaus Wallbaum
AutorKlaus Wallbaum

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