6. Sept. 2024 · 
Gesundheit

TK fordert: Die Krankenhausreform darf nicht verwässert werden

Die kommissarische Leiterin der Techniker Krankenkasse (TK) in Niedersachsen, Sabrina Jacob, sieht die Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach an einem Kipppunkt. Das sagt sie in der aktuellen Folge des Podcasts „Politiknerds“ des Politikjournals Rundblick. „Die ursprüngliche Planung war gut“, kommentiert Jacob. „Jetzt erleben wir, dass sie durch immer mehr Ausnahme-Tatbestände verwässert wird. Wir müssen uns wieder auf den Ursprung zurückbesinnen.“ Die Einteilung der Kliniken in Leistungsgruppen könne die TK nur befürworten. „Dadurch bekommen alle Bundesländer gleiche Vorgaben bei der Qualität.“ Für Patienten, argumentiert sie, existierten Ländergrenzen ohnehin nicht. Im Moment jedoch versuchten die Länder, entgegen diesem Kernanliegen Ausnahmen für sich durchzusetzen.

Sabrina Jacob, kommissarische Leiterin der TK-Landesvertretung Niedersachsen | Foto: TK

Die Enquete-Kommission, die bis 2021 die niedersächsische Krankenhausreform vorbereitet hat, habe gute Ideen gehabt, lobt Jacob. „Jetzt muss man einfach ins Doing kommen.“ Jedes Krankenhaus vor Ort in seiner bisherigen Form zu erhalten ist für die Krankenkassenbetriebswirtin kein sinnvolles Ziel. „Wir müssen uns genau angucken: Welche Bedarfe bestehen vor Ort? Muss das immer durch ein Krankenhaus gedeckt werden oder gibt es auch andere Möglichkeiten?“ Ein positives Beispiel ist für sie das kürzlich eröffnete Regionale Versorgungszentrum (RVZ) Wurster Nordseeküste, in dem die TK Partner ist. Die RVZ sind vom Ministerium für Regionale Entwicklung geförderte Modellprojekte in kommunaler Trägerschaft, die ärztliche Versorgungen verbinden mit weiteren Gesundheits-Dienstleistungen wie beispielsweise Tagespflege, Beratungsstellen, Physiotherapie oder Geburtshilfe. Sie sind nicht zu verwechseln mit den Regionalen Gesundheitszentren (RGZ), die vom Sozialministerium gefördert werden. Ein RVZ sei sicher nicht das richtige Modell für alle Regionen, sagt Sabrina Jacob. Die TK sei aber immer bereit, mit zu überlegen, was man vor Ort an guten Angeboten schaffen könne. Fest steht für sie: „Wenn ich einen Herzinfarkt oder Schlaganfall habe, dann ist die Klinik vor Ort nicht der richtige Ort, sondern eine spezialisierte Klinik, wo ich weiß, dass ich eine qualitativ hochwertige Versorgung bekomme.“ Nötig sei beides: Die Grundversorgung in der Fläche sicherzustellen und spezialisierte Medizin zu konzentrieren.

E-Rezept und Elektronische Patientenakte: Im Rundblick-Podcast zieht Jacob, die derzeit die TK-Niederlassungen sowohl in Niedersachsen als auch in Bremen leitet, auch eine erste Bilanz zum E-Rezept. Seit Anfang des Jahres ist es verpflichtend. „Am Anfang wurde das E-Rezept sehr negativ diskutiert, was auch an Kinderkrankheiten lag“, räumt sie ein: Beim Start gab es diverse Software-Probleme in den Praxen. Auch bei der Zeit, die verstreicht, bis das Rezept bereitsteht und eingelöst werden kann, sei noch „Luft nach oben“. Inzwischen habe die TK bei der Transparenz für die Versicherten nachgebessert: In der App der Krankenkasse können sie nachvollziehen, was ihnen verordnet wurde. Nicht nur beim E-Rezept, sondern auch bei der Elektronischen Patientenakte gelte: „Je größer der Mehrwert für die Patienten, desto größer die Akzeptanz.“ Mit der digitalen Akte haben die Versicherten Transparenz darüber, welche Behandlungen durchgeführt und welche Daten über sie erfasst wurden – plus: sie brauchen nicht mehr nach alten Röntgenbildern oder MRT-CDs zu suchen. „Wir machen sehr positive Erfahrungen damit“, sagt Jacob. Die TK sei die Krankenkasse mit den meisten Versicherten, die die Elektronische Patientenakte bereits nutzen.

Dieser Artikel erschien in Ausgabe #155.
Anne Beelte-Altwig
AutorinAnne Beelte-Altwig

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