Die Roten wählen einen neuen Chef! Nein, nein, die Sozialdemokraten haben nicht Lars Klingbeil nach dem missglückten Start der ganz kleinen GroKo abgesägt und wollen jetzt doch lieber die gescholtene Saskia Esken als Alleinherrscherin an die Spitze des Willy-Brandt-Hauses setzen. Der Posten, um den es nun geht, ist allerdings ähnlich prestigeträchtig. Bekanntlich ist der SPD-Vorsitz ja das zweitschönste Amt der Welt – direkt nach dem Papst. So hat es zumindest vor über 20 Jahren Franz Müntefering einmal gesagt. Vorige Woche ist der Grandseigneur der SPD nun aus der katholischen Kirche ausgetreten. Vielleicht wollte er verhindern, dass er nun doch versehentlich noch zum Papst gekürt wird – Gott bewahre!

Im Vatikan läuft jedenfalls seit Mittwoch das Konklave. Und spätestens seit der Robert-Harris-Verfilmung mit Ralph Fiennes und Stanley Tucci wissen wir ja alle, wie es da hinter den dicken Mauern und unter den strengen Blicken der Fresken an der Decke der Sixtinischen Kapelle zugeht. Am Dienstag fragte ich mich noch kurzzeitig, ob wir wohl schneller einen neuen Papst als einen neuen Bundeskanzler haben werden. Aber dann ist ja doch noch die Hölle zugefroren und die CDU/CSU-Fraktion hat mit den Linken zusammengearbeitet, um die Kanzlerwahl rasch über die Bühne zu bringen. Wahrhaft besondere Zeiten.
Eine liebe Kollegin und ich sammeln seit geraumer Zeit fleißig „Once in a lifetime“-Ereignisse wie andere Panini-Bildchen von Fußballern oder Pokémon: Pandemie, Krieg in Europa, Regierungsbruch, Russland-USA-Allianz, verfehlte Kanzlermehrheit im Bundestag. Vielleicht beschert uns das Kardinalskollegium ja eine weitere Überraschung: Papstwahl im ersten Wahlgang, ein Schwarzer Papst oder gar eine Päpstin? Okay, das geht nun wohl zu weit.
Gut 1100 Straßen-Kilometer nordwestlich der Heimstatt von Romulus und Remus wird an diesem Donnerstag womöglich auch Geschichte geschrieben. In Straßburg soll das EU-Parlament darüber abstimmen, ob es der Absenkung des Schutzstatus vom Wolf zustimmt. Für Niedersachsens Schafhalter wäre das mit Sicherheit eine historische Entscheidung. Bloß für den Heiligen Franz von Assisi bleibt die Sache knifflig: Sind auch die Wölfe seine Schäfchen oder wandelt der Schutzpatron der Tiere wie ein Wolf im Schafspelz durch die Lande?
Albern sind wir nur oberhalb dieser gedachten Linie, ab jetzt wird es ganz ernst in dieser Kolumne. Hier kommen die Themen des Tages:
Wählen Sie weise, wann immer man Ihnen eine Wahl lässt.
Ihr Niklas Kleinwächter