Mit einem neuen Bundestagsantrag wollen die Grünen den Ausstieg aus der fossilen Förderung gesetzlich verankern. Genehmigungen für neue Bohrungen nach Gas und Öl sollen künftig ausgeschlossen, bestehende Förderprojekte bis spätestens 2030 beendet und eine nationale Strategie zur Gasunabhängigkeit auf den Weg gebracht werden. „Neue Bohrungen nach fossilem, klimaschädlichen Gas und Erdöl in Deutschland sind völlig aus der Zeit gefallen und sollen nicht mehr genehmigt werden“, sagt Julia Verlinden, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag. Die Abgeordnete aus Lüneburg ist federführend an dem Antrag beteiligt, der am Montag beim Bundestag eingereicht wurde. Besonders im Fokus steht das geplante Förderprojekt vor der Insel Borkum, für das ein sogenanntes Unitarisierungsabkommen mit den Niederlanden nötig wäre. Die Grünen wollen verhindern, dass dieser völkerrechtliche Vertrag vom Parlament ratifiziert wird.

Verlinden warnt vor Rückschritten in der Klimapolitik und verweist auf die ökologischen Risiken gerade an der Nordsee. „Dazu gehört auch die Absage an die Gasförderung vor Borkum, die die unwiederbringliche Natur und biologische Vielfalt in unserem Wattenmeer gefährdet.“ Der Antrag richtet sich nach Darstellung der Fraktion nicht nur gegen einzelne Projekte, sondern auf eine grundsätzliche Neuausrichtung der fossilen Förderpolitik. Die Grünen sehen darin einen zentralen Schritt zur Einhaltung der Klimaziele und zur Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien.
Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) setzt hingegen auf Kontinuität in der Versorgung. In seinem aktuellen Jahresbericht betont Präsident Carsten Mühlenmeier: „Vor dem Hintergrund der geopolitischen Lage gewinnt auch die inländische Förderung von Erdöl und Erdgas an Bedeutung – nicht als Gegenmodell zur Energiewende, sondern als ergänzender, planbarer Bestandteil einer komplexen Transformationsphase.“ Laut Bericht wurden 2024 rund 4,4 Milliarden Kubikmeter Erdgas in Deutschland gefördert – knapp 96 Prozent davon in Niedersachsen. Das entspricht etwa fünf Prozent des bundesweiten Gasverbrauchs. Auch die Erdölförderung lag bei rund 1,6 Millionen Tonnen. Erdöl spiele bei der Mobilität und bei zahlreichen industriellen Prozessen weiterhin eine bedeutende Rolle, so das LBEG. Trotz sinkender Fördermengen und Reserven bleibe die heimische Produktion daher ein relevanter Baustein für die Versorgungssicherheit.