Wem kann man heutzutage noch trauen? Den Menschen zwischen Harz und Küste ganz sicher nicht. Wie die Online-Plattform CVapp herausgefunden haben will, sind die Niedersachsen die fünftgrößten Lügner in Deutschland – zumindest wenn es um den Job geht. Rund 63 Prozent haben laut einer bundesweiten Umfrage zugegeben, schon einmal in ihrem Lebenslauf gelogen zu haben. Vor Niedersachsen liegen merkwürdigerweise alle Bundesländer mit einem „B“, wofür wahrscheinlich nicht einmal die Sozialpsychologen eine plausible Erklärung haben, die in ihrer Vita nicht geschummelt haben.
Am liebsten lügen die Niedersachsen bei ihren Fähigkeiten (78 Prozent) und beim Gehalt (67 Prozent). Dass zwei Drittel bei ihrem Verdienst schwindeln, könnte man für bedenklich halten. Tatsächlich ist es Ausdruck der niedersächsischen Bodenständigkeit, denn alle anderen Bundesländer sind in diesem Punkt noch unehrlicher. Vergleichsweise aufrichtig sind die Niedersachsen auch, wenn es um den Bereich „Persönliche Interessen“ geht. Nur die Hälfte behauptet offenbar, dass ihre Freizeit aus Lesen, Reisen, Sport und Kochen besteht. Die anderen 50 Prozent geben ordnungsgemäß an, dass sie vor lauter Grünkohl essen, Ostfriesentee trinken und Friesland-Krimis schauen nur selten von der Couch hochkommen. Dafür muss man sich auch nicht schämen, denn das Wetter in Niedersachsen ist ja viel zu schlecht, als dass man vor die Tür gehen könnte.

Aufhorchen lässt dagegen folgendes: 18 Prozent der befragten Niedersachsen haben schon mal bei ihrem Alter geflunkert – absoluter Höchstwert unter den deutschen Bundesländern. Wenn Sie bei sich in der Behörde oder Firma also kürzlich einen verdächtig früh ergrauten Azubi eingestellt haben, sollten Sie der Sache besser einmal nachgehen. Außerdem müssen Sie sich als Arbeitgeber darauf einstellen, dass bis zu 18 Prozent Ihrer Beschäftigten früher in den Ruhestand gehen als Sie es erwarten. Eine spontane Ausweiskontrolle beim nächsten Team-Meeting könnte sich auch deswegen lohnen, weil Senioren-Tickets viel günstiger sind als reguläre Job-Tickets.

Einen Grund weniger zu lügen, will die rot-grüne Landesregierung den Fachhochschulabsolventen geben. Die sollen künftig ihren Doktortitel nicht an einer Universität machen oder frei erfinden müssen. Ob die Pläne für das Promotionsrecht an Fachhochschulen allerdings so aufrichtig sind wie behauptet, darf nach der Lektüre des heutigen Rundblicks bezweifelt werden.
Mangelnde Aufrichtigkeit von Seiten der Landesregierung beklagt auch CDU-Landeschef Sebastian Lechner. Warum Ministerpräsident Stephan Weil laut dem Oppositionsführer in der Diskussion um die Agrardiesel-Subventionen das eine behauptet, aber das andere tut, erfahren Sie nach dem Download.
„Sucht ist das Thema des Menschen im 21. Jahrhundert“, sagt der Psychiater und Psychotherapeut Dr. Frank Fischer. Der Oberarzt für Jugend- und Kinderpsychiatrie behandelt im Krankenhaus Auf der Bult aber weniger die Lügensucht (Pseudologia phantastica), sondern viel eher Rauschmittelabhängigkeiten. Bei ihrem Besuch in „Teen Spirit Island“ hat der Mediziner meiner Kollegin Anne Beelte-Altwig deswegen auch genau erklärt, warum er die Cannabis-Legalisierung für Jugendliche für eine ganz schlechte Idee hält.
Einen ehrlichen Start in die Woche wünscht
Ihr Christian Wilhelm Link