Liebe Niedersachsen,
die US-Sängerin Diana Ross wird heute 76 Jahre alt und einer ihrer Songs könnte glatt zur Anti-Corona-Hymne. Wenn Ihnen an der Supermarktkasse jemand zu nahe kommt, dann singen Sie einfach laut: „Stop! In the name of love”.
https://www.youtube.com/watch?v=9TiLJYH1qFQ
So ähnlich hat es Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil gestern bei seiner Regierungserklärung auch gemacht. Zugegeben, er hat nicht lauthals einen Diana Ross-Song angestimmt. Aber er hat im übertragenen Sinne laut „Stop!“ gerufen, und zwar in Richtung all derjenigen, die meinen, sie hätten mit all den Corona-Regeln nichts zu tun. „Egoismus riskiert Leben, Gemeinschaft schützt Leben", sagte Weil, in einer überzeugenden Rede. Hören Sie hier den O-Ton dazu:
https://www.youtube.com/watch?v=Qyz-OWrtfxk
CDU-Fraktionschef Dirk Toepffer dankte gestern allen Abgeordneten, die zur Plenarsitzung im Landtag erschienen waren, übrigens ausdrücklich nicht! Huch, ist Toepffer plötzlich unhöflich geworden, fragen Sie sich nun. Nein, so ist es nicht, er hatte einen guten Grund dafür – hier zu hören:
https://www.youtube.com/watch?v=jOQugGAOAsM
Heute vor 55 Jahren gab es übrigens auch die Kinopremiere der deutschen Version von „Alexis Sorbas“. Und vielen Unternehmern geht es angesichts der Krise gerade ähnlich wie dem Schriftsteller Basil mit seinem geerbten Bergwerk auf Kreta. Mit der maroden Anlage lässt sich nicht mehr viel anfangen.
Mir ist im Buch allerdings keine Stelle bekannt, in der Basil die Hilfe des griechischen Staates einfordert. Den Langenhagener Garten- und Landschaftsbauer Thorsten Oppitz hat vorgestern ja gerade gestört, dass der Bäckerei-Inhaber Gerhard Bosselmann schon so früh nach staatlicher Hilfe ruft. Er ist von den vielen positiven Reaktionen und der massenhaften Verbreitung des Videos vollkommen überrascht worden, wie er mir gestern am Telefon sagte. Falls Sie sein spontan aufgenommenes Video noch nicht gesehen haben – hier ist es:
https://www.youtube.com/watch?v=PiU2ngC6nUQ
Gleichzeitig ist natürlich klar, dass viele Unternehmen im Land den krisenbedingten dramatischen Einbruch ohne Hilfe von Bund und Land kaum bewältigen können. Deshalb hat der Landtag gestern das milliardenschwere Hilfspaket auf den Weg gebracht, mehr dazu heute bei uns. Für alle Unternehmer und Nicht-Unternehmer, die gerade wirtschaftlich durchgerüttelt werde, gilt zugleich das Zitat aus dem Alexis Sorbas-Film:
„Leben ist Schwierigkeit. Nur der Tod ist es nicht. Leben heißt, den Gürtel festschnallen und ausschauen nach Schwierigkeit."
Genauso wichtig wie die Abgeordneten, die dem Nachtragshaushalt zustimmten, waren gestern übrigens die Mitarbeiter des Landtags. Zwischen jeder Rede wurde vorne das Pult gereinigt – die Mitarbeiter waren die Desinfektions-Stars der Landtagssitzung. Mehr Fotos der ungewöhnlichen Landtagssitzung finden Sie hier.
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Zettel mit Nummern darauf weisen den Abgeordneten den Weg zu ihren weit verstreuten Plätzen.[/caption]
Lustigster Moment der Landtagssitzung war gestern übrigens, als Landtagsvizepräsident Bernd Busemann (Rundblick-Interview mit ihm zur Corona-Krise hier) sagte, es sei vorne doch recht schwierig mit den ganzen Dämpfen der Infektionsmittel. Er hoffe nicht, dass er noch in eine Polizeikontrolle gerade, sagte Busemann, musste lachen und schaute nach links zu Innenminister Boris Pistorius. Busemann war vor sieben Jahren in seiner Zeit als Justizminister mal in eine für ihn etwas unglücklich verlaufene Alkoholkontrolle geraten – schön, wenn man auch über sich selbst lachen kann. Der Landtag lachte mit ihm.
Zum Schluss noch das beste Zitat aus dem Film "Alexis Sorbas", das man im Zertifikate-Urkunden-und-Diplom-durchsetzten Deutschland gar nicht oft genug aufschreiben und ansehen kann:
„Sie sind Koch?" – „Wenn Sie einen brauchen, dann bin ich." – „Äh nein, ich wollte sagen, was sind Sie von Beruf?" – „Na hören Sie mal. Ich habe Hände, Füsse, Kopf, die tun die Arbeit. Wozu brauch ich da’n Beruf?"
Ich wünsche Ihnen einen unterhaltsamen Donnerstag
Martin Brüning