Salzlauge sorgt für Empörungswelle: Asse-Wasser fließt erst einmal nicht in die Elbe
Die Salzlauge aus der Schachtanlage Asse wird ab Januar zunächst außerhalb Niedersachsens entsorgt. Das hat der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), Wolfram König, in Hannover mitgeteilt. Welches Unternehmen die Entsorgung übernimmt und was mit der Salzlauge genau passiert, wollte König weder in der Pressekonferenz noch anschließend dem Umweltausschuss des Landtages mitteilen. Die Lauge werde mit Tankwagen an den Ort gebracht, an dem sie weiter behandelt werde. Jedes Jahr fließen rund 4000 Kubikmeter Wasser in die Asse, umgerechnet sind das 25 Badewannen pro Tag. Bisher wurde die Salzlauge in das stillgelegte Bergwerk Mariaglück in der Nähe von Celle gebracht. Dort gibt es aber keine weiteren Kapazitäten.
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Seine Verschwiegenheit über den Verbleib des Salzwassers begründete König mit der Diskussion und der Berichterstattung über eine Einleitung der Salzlauge in die Elbe. Der BfS-Chef übte scharfe Kritik und sprach von einer „Empörungswelle“. Das Wasser sei völlig kontaminationsfrei. In den Medien seien aber auf Bildern zur Meldung Radioaktiv-Schilder und abgekippte Asse-Fässer zu sehen. „Das wird uns in eine Sackgasse führen. Wir brauchen eine andere Form der Kommunikation“, forderte König und sprach von einer unangemessenen Zuspitzung.
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„Wir stoßen schon mit radiologisch völlig unbelastetem Wasser auf die Grenzen der Akzeptanz in Politik, Gesellschaft und öffentlicher Wahrnehmung. Da gehen offenbar schon überall die Türen zu“, beklagte König und fragte sich, wie schwierig dann erst die Rückholung des Asse-Abfalls oder die Suche nach einem Endlager werde. Wenn diese Diskussion weiter so betrieben werde, entferne man sich von einer sicheren Schließung der Asse, warnte König. Das Bundesamt habe über 21 verschiedene Varianten für die Beseitigung des Salzwassers geprüft. „Wir brauchen mindestens eine alternative Lösung, die möglicherweise Elbe heißt“, erläutere König im Umweltausschuss. Er schränkte aber ein, dass die Elbe nicht umweltverträglichste Lösung, sondern lediglich eine Notlösung sei. „Eine Entsorgung in einem Bergwerk oder in einem Produktionsprozess wäre wahrlich ökologisch vertretbarer.“
Das sieht auch die Grünen-Abgeordnete Miriam Staudte so. „Einleitung in die Nordsee, Flutung eines Bergwerks, Weiterverarbeitung zu Streusalz: Das wäre alles besser als die Einleitung in einen Süßwasserfluss“, sagte Staudte im Gespräch mit dem Rundblick. In Gorleben sei man nicht ohne Grund verärgert. „Man hat immer das Gefühl, dass Gorleben den schwarzen Peter bekommt, wenn alle anderen sich geweigert haben.“ Für die Informations-Zurückhaltung des Bundesamtes hat Staudte Verständnis, meint allerdings, dass man im BfS auch anders hätte abwägen können.
Der CDU-Umweltpolitiker Martin Bäumer fände es gut, wenn die Öffentlichkeit wüsste, wo das Salzwasser am Ende bleibt. „Das Salzwasser ist unbedenklich, das muss einen nicht nervös machen“, sagte Bäumer dem Rundblick. Deshalb sei es komisch, dass der Verbleib ungenannt bleibt. Bäumer zieht einen Vergleich mit Lord Voldemort aus den Harry Potter-Büchern: „Da heißt es auch immer, derjenige, dessen Name nicht genannt werden darf“, wundert sich der CDU-Landtagsabgeordnete. Das Vorgehen sei ein weiterer Beleg dafür, dass die Diskussion um die Endlagerung ganz schwierig werde. „Wenn es nicht einmal möglich ist, für 25 Badewannen mit Salzwasser eine Lösung zu finden, wie soll das dann bei Atommüll funktionieren?“ Der Wille zur Einigkeit und die Erkenntnis, dass das Problem gemeinsam gelöst werden müsse, sei nicht bei allen vorhanden.