Nach zwei Jahren in der Berliner Bubble ist Gottfried Schwarz seit ein paar Monaten wieder zurück in Niedersachsen. Der 31-Jährige wechselt immer wieder zwischen der ersten und der zweiten Reihe der Politik und für ihn ist klar: Auf jeden Fall wird er künftig irgendwie immer mit Politik zu tun haben – denn jetzt lässt ihn diese Leidenschaft nicht mehr los. Klarer Fall: Ein Politiknerd im besten Sinne.

Politiknerd Gottfried Schwarz | Foto: Tristan Übermuth

Vor knapp drei Jahren fragte ihn Tilman Kuban, ob er ihm nicht nach Berlin folgen wollte. Kuban war da gerade zum Bundesvorsitzenden der Jungen Union gewählt worden und suchte noch gute Leute für die Geschäftsstelle der politischen Jugendorganisation. Leicht fiel ihm die Entscheidung nicht, schließlich steckte er noch mitten im Studium. Aber dann sagte Gottfried Schwarz doch zu: „Es gibt so Momente, da hast du die Chance, etwas Neues auszuprobieren.“

Doch die Zeit in Berlin wurde dann ganz anders, als man es ihm versprochen hatte. Statt Berliner High Life und ganz viel Politikzirkus brach die Corona-Pandemie aus und die Bundeshauptstadt begab sich wie die halbe Welt in den Lockdown – ausgerecht in dem Monat, in dem Schwarz seinen Arbeitsplatz bezogen hatte. „Ich war gerade auf dem Rückweg von der Vorbereitung des JU-Deutschlandtages in Verden, der dann nicht stattfinden konnte, da rief mich eine Kollegin an und fragte, ob es überhaupt klug sei, wenn ich jetzt nach Berlin zurückkomme.“



Doch die Corona-Zeit war auch eine Zeit des Umbruchs, in der sich politische Arbeit neu erfunden hat. Gottfried Schwarz hat in dieser Phase daran mitgewirkt, „aus der klassischen analogen Welt, die die JU sehr geprägt hat, aus dem Nichts etwas Digitales zu erarbeiten.“ Zoom-Calls und Gaming-Nights gehörten dann zu seinen Aufgaben genauso wie die Mitarbeit am „JU Pitch“, dem digitalen Diskussionsformat mit den drei Bewerbern um den CDU-Bundesvorsitz: Norbert Röttgen, Armin Laschet und Friedrich Merz. „Ich kann nicht sagen, dass mir langweilig geworden ist“, erinnert sich Schwarz.

Aus den Erfahrungen mit der digitalen Parteiarbeit erwuchs dann auch ein kleines Geschäftsmodell. Zusammen mit zwei Bekannten hat Schwarz die Kommunikationsberatung „Long Story Short“ gegründet, die vorrangig CDU-Politiker bei ihrer (digitalen) Öffentlichkeitsarbeit berät und unterstützt. Geboren ist die Idee aus der Not heraus: Als der erste digitale Wahl-Parteitag der CDU geplant wurde, mussten in Windeseile Bewerbungsvideos aller Kandidaten für den Bundesvorstand erarbeitet werden – da hat Gottfried Schwarz aus der Hobbyfotografie eine Profession gemacht, an der er bis heute weiterarbeitet.



Jetzt ist Gottfried Schwarz zurück an alter Wirkungsstätte. Als Bezirksvorsitzender der Jungen Union Hannover knüpft er an früheres parteipolitisches Engagement an. Angefangen hatte das schon zu Schulzeiten, als er sich zum stellvertretenden Jugendbürgermeister in Neustadt am Rübenberge (Region Hannover) hat wählen lassen. Geprägt hat ihn dabei sicherlich auch sein Vater, der 2011 in Nienburg für die CDU als Landrat kandidiert hat. Dass das kein Selbstläufer war, zeige sich allerdings daran, dass seine vier Geschwister nichts mit Parteipolitik am Hut hätten, verrät Gottfried Schwarz im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick. In Niedersachsen setzt er nun auch sein Studium fort. Den Bachelor im Studiengang „Öffentliches Management“ hat er bereits in Osnabrück erworben, jetzt folgt der Master in „Regionalmanagement und Wirtschaftsförderung“ an der HAWK.

„Ich habe vor, immer mit Politik zu arbeiten – ob in oder mit der Politik, wird sich noch zeigen“, sagt Schwarz. Für ihn kommt dabei auch die sogenannte zweite Reihe in Frage. „Es ist schön, wenn man das Steuer in der Hand hält. Aber wenn der Maschinenraum nicht läuft, dann geht’s nicht voran.“


Fast jede Woche stellt die Rundblick-Redaktion im kostenlosen Sonntagsnewsletter die „Politiknerds“ aus Niedersachsen vor. Ihre politischen Ziele mögen sich unterscheiden, aber was sie verbindet, ist die Leidenschaft für Politik. Noch sind sie keine Polit-Promis – aber ohne die Engagierten an der Parteibasis, im Verein oder anderswo wäre unser politisches System deutlich ärmer.