17. Juli 2025 · 
MeldungGesundheit

Baustellen und Tierversuche: Minister Mohrs besucht die drei Ausbildungsstätten für Mediziner

Minister Mohrs sieht Baufortschritte, hört Kritik an Genehmigungen – und erlebt, wie unterschiedlich Medizinausbildung in Niedersachsen organisiert ist.

Ein Foto zeigt Minister Falko Mohrs in Warnweste und Bauhelm, im Hintergrund eine große Baugrube und große, funktionale Gebäude aus dem 20. Jahrhundert.
Minister Falko Mohrs besichtigt die Baustelle der Universitätsmedizin Göttingen. | Foto: Beelte-Altwig

„Hier liegt die erste Milliarde“, sagt Wissenschaftsminister Falko Mohrs und weist auf eine schlammige Baugrube, aus der sich gerade ein schwerer Lastwagen herausquält. An allen drei Universitätsmedizin-Standorten in Niedersachsen ‑ Hannover, Göttingen und Oldenburg ‑ wird jetzt schon oder demnächst kräftig gebaut. Auf seiner Sommerreise zu den drei Standorten informierte sich Mohrs nicht nur über die Bauprojekte, sondern auch ausführlich über Forschung und Lehre. In Göttingen soll ein großer Teil der in die Jahre gekommenen Gebäude der Universitätsmedizin (UMG) ersetzt werden. „Im aktuellen Haushaltsentwurf sind bis 2031 480 Millionen Euro für die UMG vorgesehen“, erklärt das Wissenschaftsministerium. „Mit den Mitteln wird der Bau des Diagnostik- und Forschungszentrums (Baustufe 4) vorgezogen und unmittelbar das Lehrgebäude sowie zwei Parkhäuser realisiert. Für die Jahre danach sind weitere 136,1 Millionen Euro für die Finalisierung der Bauten sowie Overheadkosten eingeplant.“ Gestartet ist Anfang des Jahres die erste Baustufe: In dem neuen Zentralgebäude sollen die Notaufnahme, Intensivmedizin, Zentral-OP und Krankenbetten Platz finden, beheizt mit Geothermie und grüner Fernwärme. Die Arbeiten sind im Zeitplan, erfahren die mitreisenden Journalisten. 2029 soll der erste Bauabschnitt fertig sein, 2030 ist der Umzug im laufenden Klinikbetrieb geplant.

Die altehrwürdige Göttinger Universitätsmedizin war ein Kontrastprogramm zum Tag davor: Der Medizinstudiengang in Oldenburg ist erst 2012 mit 40 Studierenden gestartet. Mohrs traf eine der ersten Absolventinnen, die mittlerweile niedergelassene Landärztin im Oldenburger Münsterland ist. Aktuell gibt es 120 Studienanfänger, die Erweiterung der Kapazitäten auf 200 Plätze ist beschlossen. Während man in Göttingen auf die traditionelle Zweiteilung des Studiums in „Vorklinik“, wo zunächst wissenschaftliches Arbeiten gelehrt wird, und im Anschluss die „Klinik“ setzt, steht in Oldenburg die Arbeit mit Patienten von Anfang an im Vordergrund. In der neunten Studienwoche hospitieren die Anfänger bereits in einer ambulanten Praxis, erfährt Mohrs. Dazu kooperiert die Universität mit einem Netzwerk aus über 250 Lehrpraxen. Bisher findet die Ausbildung teils in einem angemieteten Gebäudekomplex statt, der früher von der Telekom genutzt wurde, teils in den drei Kliniken in der Stadt und der psychiatrischen Karl-Jaspers-Klinik im Ammerland. Für die Anatomie fahren die Studierenden ins niederländische Groningen. 2026 soll der Grundstein für eigene Gebäude gelegt werden, plant man in Oldenburg. Zwischen 2030 und 2032 sollen sie betriebsbereit sein.

Falko Mohr spricht mit Medizinern in der Universtitätsmedizin Göttingen. | Foto: UMG/Niklas Richter

Ein Thema, das den Wissenschaftlern in Göttingen besonders auf den Nägeln brennt, sind Tierversuche. Nahezu unisono betonten sie die Bedeutung von Versuchen an Mäusen, Ratten, Schweinen und Affen für ihre jeweiligen Forschungsgebiete. Allerdings sei die Genehmigung für solche Experimente mit hohen bürokratischen Hürden verbunden. Antragsverfahren dauerten viele Jahre und seien mit zahlreichen Schleifen verbunden, in denen umfassende Fragenkataloge beantwortet werden müssen. Mohrs zeigte Verständnis. Im europäischen Ausland, stimmte er den Wissenschaftlern zu, sei Forschung an Tieren viel einfacher möglich. Am heutigen Donnerstag setzt der Wissenschaftsminister seine Sommerreise an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) fort. Bereits am Mittwoch erläuterte das Ministerium seine Baupläne für die Einrichtung: „370 Millionen Euro fließen bis 2031 in die Planung und Umsetzung eines wesentlichen Teils der zweiten Baustufe an der MHH. Damit werden das neue Eltern-Kind-Zentrum (ElKi) sowie das neue Forschungs- und Lehrgebäude weit früher gebaut werden können als ursprünglich geplant. In den folgenden Jahren wird das Großbauprojekt an der MHH mit weiteren 526,6 Millionen Euro abgeschlossen werden.“

Anne Beelte-Altwig
AutorinAnne Beelte-Altwig

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