25. März 2019 · Soziales

Obergrenze für Pflegeheim-Zuschuss? Die Meinungen gehen stark auseinander

Rund 3000 Euro kostet ein Platz in einem Pflegeheim im Bundesdurchschnitt. Den müssen Bewohner und Angehörige zwar nicht alleine bezahlen, allerdings ist der Eigenanteil für viele eine Hürde – und er steigt weiter. In Niedersachsen liegt er mit etwa 1400 Euro rund 400 Euro unter dem Bundesdurchschnitt. Aus Hamburg, wo der Eigenanteil durchschnittlich bei fast 2000 Euro liegt, kommt eine Bundesratsinitiative, die auch in der niedersächsischen Politik teilweise Zustimmung findet. In dem Antrag plädiert Hamburg unter anderem dafür, den Eigenanteil zu deckeln. Eine konkrete Summe wird dabei nicht genannt.
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Schleswig-Holsteins Sozialminister Heiner Garg (FDP) hat die Deckelungssumme von 1000 Euro pro Monat in die Diskussion geworfen. Seine Parteifreundin aus Niedersachsen, die Landtagsabgeordnete Sylvia Bruns, kann sich mit einer derartigen Kostenbremse anfreunden, auf eine Summe will sie sich dabei aber noch nicht festlegen. Schließlich gebe es auch eine Zielgruppe, die durchaus mehr als 1000 Euro bezahlen könne. „Wer viel verdient, muss später nicht unbedingt staatlich unterstützt werden“, sagt Bruns im Gespräch mit dem Rundblick. Wichtig sei aber, dass neben der möglichen Deckelung der Beiträge auch über eine stärkere Steuerfinanzierung der Pflege gesprochen werde. „Alle wollen, dass das Fachpersonal in der Pflege besser bezahlt wird. Deshalb muss man auch darüber sprechen, wo das Geld herkommen soll.“

Schwankender Eigenanteil macht Deckelung schwierig

Dass die dringend nötigen höhere Gehälter für Pflegekräfte nicht allein über höhere Eigenanteile bei der Pflege finanziert werden sollten, sieht auch der SPD-Sozialexperte Uwe Schwarz so. Er hält eine mögliche Deckelung zwar zumindest für eine Weiterentwicklung, allerdings auch nicht für der Weisheit letzten Schluss. „Der entscheidende Durchbruch ist das nicht. Das System der Pflege muss man grundsätzlicher angehen“, sagt Schwarz dem Politikjournal Rundblick. Dreh- und Angelpunkt seien weiterhin die fehlenden finanziellen Mittel, über die man ehrlich diskutieren müsse. Den Grundwebfehler im System gehe man mit einer Deckelung nicht an, weil es in den kommenden Jahren sowohl eine stärkere Finanzierung aus Steuermitteln als auch steigende Pflegebeiträge geben werde. „Solange die Leistungen nur zu 50 Prozent von einer Versicherung abgedeckt werden und aufgrund der demographischen Entwicklung die Kosten steigen werden, bleibt weiterhin eine Lücke“, so Schwarz.

Der Vorschlag ist noch nicht durchdacht. So lange die Pflege nur eine Teil- und keine Vollkaskoversicherung ist, wird man sich mit einer Deckelung schwertun


Während für Schwarz eine Deckelung grundsätzlich in Frage kommt, ist Max Matthiesen, Vorsitzender der CDU-Sozialausschüsse in Niedersachsen (CDA), davon nicht überzeugt. „Das mag zunächst populär klingen, birgt aber auch viele Nachteile“, sagt Matthiesen im Rundblick-Gespräch. „Wenn man den Eigenanteil deckelt, setzt man den Preiswettwettbewerb zwischen den Einrichtungen völlig außer Kraft.“ Die Folge könnten Matthiesen zufolge dann durch die Bank steigende Kosten sein, weil alle Pflegeheime den Eigenanteil zunächst einmal in den Preis einberechnen würden. Dann müsste man darüber sprechen, wie man die weiteren Kosten zwischen Pflegekassen und Steuerzuschüssen in den Griff bekommen könnte. Hinzu komme, dass ein bundesweit einheitlicher Deckel nur schwer zu finden sei, weil der Eigenanteil je nach Land stark schwankt. In Niedersachsen ist er niedriger, weil die Pflegekräfte schlechter bezahlt werden. „Der Vorschlag ist noch nicht durchdacht. So lange die Pflege nur eine Teil- und keine Vollkaskoversicherung ist, wird man sich mit einer Deckelung schwertun“, meint Matthiesen.

SoVD begrüßt eine Deckelung

Zustimmung kommt dagegen vom Sozialverband (SoVD) in Niedersachsen. Für den Landesvorsitzenden Adolf Bauer wäre eine Deckelung ein erster positiver Schritt. „Er würde an vielen Stellen nicht nur zur finanziellen Entlastung der Betroffenen beitragen, sondern macht es insgesamt leichter, die Zukunft im Alter zu planen. Jeder wüsste dann in etwa, mit welchem Eigenanteil bei einer Heimunterbringung zu rechnen wäre“, so Bauer. Aufgrund der deutlichen Unterschiede in den Ländern plädiert der Sozialverband für eine Orientierung am Kostendurchschnitt des jeweiligen Landes, anstatt einen bundesweiten Durchschnitt zur Grundlage zu machen. https://soundcloud.com/user-385595761/20190323-durr Sollte der Eigenanteil in der Pflege gedeckelt werden, muss das Bauer zufolge auch für die ambulante Pflege gelten. Ansonsten würden möglicherweise falsche Anreize für die Unterbringung in einem Pflegeheim gesetzt. Diese Gefahr sieht auch der CDA-Landesvorsitzende Max Matthiesen. Man müsse verhindern, dass man den Menschen über die Finanzierung regelrecht den Wechsel ins Pflegeheim nahelege.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #057.
Niklas Kleinwächter
AutorNiklas Kleinwächter

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