Die Parteien im Islamismus-Untersuchungsausschuss streiten seit Monaten: Gibt es in Hannover eine „Terrorzelle“, die für mehrere Gewalttaten verantwortlich ist? Oder handelt es sich um verwirrte Jugendliche, die mehr oder weniger zufällig Gemeinsamkeiten hatten? Klar ist, dass die Gruppe die islamistische Moschee in der hannoverschen Nordstadt besuchte und sich auch an Koran-Verteilaktionen beteiligte. Seit gestern nun gibt es neue Hinweise auf den Bruder der 16-jährigen Safia S., den 18-jährigen Saleh S. Der junge Mann hält sich derzeit im Maßregelvollzug auf. Ihm wird vorgeworfen, Anfang Februar dieses Jahres eine Brandbombe auf das Dach der Ernst-August-Galerie in Hannover geworfen zu haben. Bisher lagen die Ergebnisse zur Untersuchung des Materials, das bei einer Durchsuchung der Wohnung festgestellt wurde, noch nicht vor. Seit gestern aber mehren sich die Hinweise, dass er der Täter gewesen sein könnte. Wenn sich das bestätigt, könnte Saleh den ersten islamistisch motivierten Terroranschlag in Deutschland verübt haben. Bisher wird die Eigenschaft, erster Attentäter gewesen zu sein, seiner Schwester Safia S. zugeschrieben. Sie hatte Ende Februar 2016 im hannoverschen Hauptbahnhof mit einem Messer auf einen Polizisten eingestochen.

Saleh S. ist für die Polizei kein Unbekannter. 2015 soll er in einem Streit mit einem Messer hantiert haben, außerdem sind Facebook-Einträge von ihm überliefert, die auf eine Nähe zum IS deuten. Wenige Tage nach dem Molotow-Wurf auf die Ernst-August-Galerie soll Saleh S. in Richtung Syrien ausgereist sein, er wurde in der Türkei verhaftet und kehrte im April nach Deutschland zurück. Er kam in den Maßregelvollzug für psychisch auffällige Straftäter. Im Untersuchungsausschuss des Landtags wurde wiederholt über Querverbindungen der beiden Geschwister zu anderen diskutiert, so Ahmed A., der Anschläge in Afghanistan geplant haben soll und seit Juli 2016 untergetaucht ist. Auch Mohammed Hassan K. wird zu der Gruppe gerechnet, der Kontakt zu Safia S. hatte und von den Behörden schon länger beobachtet wurde. Sein Name fällt im Zusammenhang mit der Absage des Fußball-Länderspiels in Hannover am 17. November 2015.