27. Aug. 2017 · Inneres

LKA wurde Anfang 2016 gewarnt vor dem späteren Berliner Attentäter Amri

Das Landeskriminalamt Niedersachsen (LKA) hatte am 17. Februar 2016 vom LKA in Nordrhein-Westfalen einen wichtigen Hinweis auf Anis Amri erhalten, den Mann, der im vergangenen Dezember einen Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt verübte und dabei elf Menschen tötete. Die Beamten in Düsseldorf hatten im Februar 2016 erfahren, dass Amri NRW verlassen und nach Berlin gehen wolle – also wurde er in Nordrhein-Westfalen als „Gefährder“ aus- und in Berlin eingestuft. Bei dieser Gelegenheit teilten die Düsseldorfer Beamten ihren Kollegen in den anderen Bundesländern mit, dass Amri unter verschiedenen Identitäten „in Berlin, Hildesheim, Freiburg und mehreren Städten in NRW in Asylunterkünften“ gelebt habe. Diese Andeutung ist nach bisherigen Erkenntnissen neu, da bisher nur davon die Rede war, dass Amri sich ein- oder zweimal in der bis vor einigen Monaten bestehenden Moschee DIK Hildesheim aufgehalten hatte. Von einer Unterkunft in einem Asylheim in Hildesheim war nichts bekannt. Wie die „Neue Presse“ berichtet, ist die Mail aus Düsseldorf bis auf einen Abgleich in der Computerdatei beim LKA folgenlos geblieben, eine direkte Überprüfung von Asylheimen in Hildesheim sei ausgeblieben. Das LKA erklärte, man habe die Hinweise nicht erhärten können.
Aktuell sind Verhaltensmuster feststellbar, die auf eine Intensivierung von Anschlagsplanungen hindeuten könnten und die Tiefe seiner radikal-islamistischen Gesinnung untermauern
Dabei wird in der Düsseldorfer Mail, die dem Politikjournal Rundblick vorliegt, deutlich auf die Gefährlichkeit von Amri abgehoben. Amri werbe bei anderen Personen „offensiv darum, gemeinsam mit ihm islamistisch motivierte Anschläge zu begehen“. Er beabsichtige zu diesem Zweck „großkalibrige Schnellfeuergewehre von der französischen Islamistenszene“ zu erwerben. Er plane „Eigentumsdelikte“, um damit seine Anschlagspläne zu finanzieren. „Aktuell sind Verhaltensmuster feststellbar, die auf eine Intensivierung von Anschlagsplanungen hindeuten könnten und die Tiefe seiner radikal-islamistischen Gesinnung untermauern“, heißt es, danach noch: „Aufgrund der vorliegenden Erkenntnisse ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt davon auszugehen, dass Amri seine Anschlagsplanungen ausdauernd und langfristig verfolgen wird.“ In einer ergänzenden Mail des LKA Berlin vom 11. März 2016 ist dann noch davon die Rede, Amri habe sich im Internet über Methoden zur Anfertigung einer Rohrbombe erkundigt. Wie die „Neue Presse“ berichtet, sind diese Mails vom Innenministerium erst Anfang August an den Untersuchungsausschuss des Landtags übermittelt worden – zu einer Zeit, als sich schon abzeichnete, dass der Ausschuss seine Zeugenvernehmungen einstellen würde.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #147.
Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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