Stichwahl: In der CDU wächst die Angst vor Verlusten in den Hochburgen
Über viele Jahre hat die CDU stolz von sich behaupten können, im Westen des Landes – mit Ausnahme von Ostfriesland – dominant zu sein. Nun auf einmal droht diese Gewissheit ins Rutschen zu kommen. Denn zwei der drei Landräte-Stichwahlen am Sonntag finden in langjährigen Hochburgen der Christdemokraten statt.
In Osnabrück wird der bisherige Landrat Michael Lübbersmann (CDU), der noch vor einem halben Jahr als klarer Favorit gehandelt wurde, mit einer Grünen-Herausforderin konfrontiert, der engagierten Bürgerinitiativen-Aktivistin und Kommunalpolitikerin Anna Kebschull. Zwar hatte Lübbersmann am 26. Mai mit 43,4 Prozent klar vor Kebschull mit 30,2 Prozent gelegen, doch es gab noch zwei andere Bewerber. Sollten deren Anhänger sich für die Grünen-Kandidatin entscheiden, zumal die Grünen derzeit in der Bundesrepublik ohnehin ein Hoch erleben, so könnte das erste Mal seit Kriegsende nicht mehr die CDU den Osnabrücker Landrat stellen. Das käme einer Sensation gleich.
Knappes Rennen in der Grafschaft Bentheim
Nicht viel anders ist die Situation in der benachbarten Grafschaft Bentheim, der politischen Heimat von Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU). Der langjährige Landrat Friedrich Kethorn (CDU) tritt nicht erneut an, die CDU hat für die Nachfolge den ersten Kreisrat nominiert, Uwe Fietzek. Für die SPD tritt Volker Pannen an, der seit 2006 Bürgermeister von Bad Bentheim ist.
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Das Resultat im ersten Wahlgang war knapp, für Fietzek sprachen sich 40,0 Prozent aus, für Pannen 38,3 Prozent. Spannend wird sein, wohin die Wähler gehen werden, die beim ersten Durchgang die unabhängige Kandidatin Henni Krabbe gewählt hatten, sie war auf ansehnliche 21,3 Prozent gekommen. Fitzek gilt als erfahrener, abwägender und nüchterner Verwaltungsexperte, während Pannen nachgesagt wird, die Kunst der politischen Zuspitzung viel besser zu beherrschen.
Sollte es der SPD gelingen, den Landratsposten in der Grafschaft Bentheim zu erobern, so käme auch das einem politischen Erdrutsch gleich. Zwar gab es schon einmal, zwischen 1991 und 1996, einen sozialdemokratischen Landrat in diesem Landkreis – ansonsten waren die obersten Repräsentanten dort aber CDU-Leute. Zwischen 1992 und 2004 gab es immerhin einen sozialdemokratischen Oberkreisdirektor.
Hoffnung für die SPD im Kreis Lüneburg
Hoffnung können sich die Sozialdemokraten auch im dritten Landkreis machen, bei dem Stichwahlen anstehen. In Lüneburg trat der langjährige Landrat Manfred Nahrstedt (SPD) nicht erneut an. SPD und CDU präsentierten jeweils einen bisherigen Bürgermeister, die Sozialdemokraten Norbert Meyer aus der Samtgemeinde Ostheide, die CDU Jens Böther aus der Stadt Bleckede. Zwar lag Böther im ersten Wahlgang mit 35,5 Prozent vor Meyer mit 28,3 Prozent, doch die Grünen-Kandidatin Erika Romberg, die als dritte durchs Ziel ging, landete mit 26,9 Prozent nur knapp hinter dem Sozialdemokraten.
Falls die Grünen-Anhänger in der Stichwahl für den SPD-Bewerber stimmen sollten, könnte Meyer Böther überflügeln und den Landratsposten für die Sozialdemokraten sichern – in einer Gegend, die traditionell früher immer als eine CDU-Hochburg gegolten hatte.
Auch mehrere Bürgermeister-Stichwahlen versprechen am Sonntag spannend zu werden. In Stade muss sich die bisherige Amtsinhaberin Silvia Nieber (SPD) mit ihrem Herausforderer Sönke Hartleff (CDU) messen, der Christdemokrat hatte am 26. Mai mit 44,3 Prozent vor Nieber mit 42 Prozent gelegen. Bisher ist die Sozialdemokratin auch auf Bundesebene stark vernetzt, sie gehört zum Kreis der Vize-Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK).
CDU- und FDP-Bewerber konkurrieren in der Samtgemeinde Bevern
Während in Westerstede (Kreis Ammerland) und Wittingen (Kreis Gifhorn) zwei unabhängige Bewerber in der Stichwahl gegeneinander antreten, da die Kandidaten von SPD und CDU im ersten Durchgang weit abgeschlagen waren, konkurrieren in der Samtgemeinde Bevern (Kreis Holzminden) ein CDU- und ein FDP-Bewerber, in Hambühren (Kreis Celle) ein Sozialdemokrat und ein Parteiloser, in der Samtgemeinde Gellersen (Kreis Lüneburg) ein Christdemokrat und ein Grüner. In Oyten (Kreis Verden) wird das Duell zwischen Sandra Röse (CDU) und Heiko Oetjen (SPD) spannend, während in der Stadt Verden Amtsinhaber Lutz Brockmann (SPD) klarer Favorit gegenüber Jens Richter (CDU) ist.
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In Rastede stehen sich Alexander von Essen (CDU) und Lars Krause (SPD) gegenüber, der Sozialdemokrat lag am 26. Mai knapp vorn. In der Region Hannover stehen drei Stichwahlen an, in Burgdorf konkurrieren Armin Pollehn (CDU) und Matthias Paul (SPD), in Lehrte Klaus Sidortschuk (SPD) und Frank Prüße (CDU) und in Neustadt Christina Schlicker (SPD) und Dominic Herbst (Grüne) – dort geht es um die Frage, ob Neustadt weiterhin in der Hand eines Grünen-Bürgermeisters bleibt.