26. Sept. 2019 · 
Bildung

Kita-Betreuung: Oldenburg top, Wittmund flop

In den niedersächsischen Kitas gibt es deutlich mehr Personal als vor zehn Jahren – aber immer noch zu wenig. Das ist das Ergebnis eines Ländermonitorings der Bertelsmann-Stiftung, in dem zum Teil auch deutliche Unterschiede zwischen den Landkreisen feststellt werden. Insgesamt hat sich die Zahl des pädagogischen Personals in Niedersachsen zwischen 2008 und 2018 fast verdoppelt. Inzwischen arbeiten in dem Bereich über 52.000 Fachkräfte, rund 19.000 mehr als vor zehn Jahren. Allerdings ist auch die Zahl der Kita-Kinder um über zehn Prozent gestiegen. https://soundcloud.com/user-59368422/war-die-beitragsfreie-kita-sinnvoll-frau-bock-famulla Nach wie vor sei die Betreuungssituation noch immer nicht kindgerecht und stelle zudem eine hohe Arbeitsbelastung für die Fachkräfte dar, so die Stiftung. „Der zusätzliche Personalbedarf in Niedersachsen ist noch immer hoch“, stellt die Bildungsexpertin der Stiftung, Kathrin Bock-Famulla, fest. Um eine kindgerechte Betreuung in den Kitas sicherzustellen, braucht es der Stiftung zufolge über 3300 zusätzliche Fachkräfte. Pro Jahr würde das mehr als 150 Millionen Euro kosten. Zudem fehle dem Großteil der Kitas eine professionelle Leitung, die auch über die entsprechenden zeitlichen Kapazitäten verfügt. Hierfür wären nach Berechnungen der Stiftung weitere 1500 Fachkräfte nötig, was zusätzlich 90 Millionen Euro pro Jahr kosten würde. Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung, fordert deshalb den Bund dazu auf, die Mittel im Gute-Kita-Gesetz nach dem Jahr 2022 zu erhöhen. Die Länder bräuchten eine verlässliche finanzielle Beteiligung. Gerade bei der Betreuung der unter Dreijährigen werden größere Unterschiede zwischen den Landkreisen deutlich. Im Landesdurchschnitt kommt eine  Fachkraft auf 3,8 ganztagsbetreute Kinder. Deutlich besser sind die Quoten zum Beispiel im Kreis Oldenburg (3,1) sowie in den Kreisen Aurich, Friesland, Wesermarsch und Diepholz (jeweils 3,2). Deutlich am schlechtesten schneidet der Kreis Wittmund ab. Hier kommt eine Fachkraft auf 5,8 Kinder. Ebenfalls unterdurchschnittlich bleiben die Krippen in den Kreisen Helmstedt (4,4) sowie Cloppenburg und Wilhelmshaven (jeweils 4,2). Die Zahlen stellen nur eine rechnerische Größe, die nicht unbedingt etwas mit dem Alltag zu tun haben muss. Urlaub, Krankheit oder Fortbildungen sorgen dafür, dass Fachkräfte in der Regel mehr Kinder betreuen müssen. So muss eine Erzieherin dann im Alltag durchschnittlich nicht nur 3,8, sondern 5,6 Kinder betreuen. In den Kindergärten liegt der aktuelle Schlüssel bei 1 zu 7,9, im Alltag muss sich eine Erzieherin aber um fast 12 Kinder kümmern.

Holzminden mit bestem Personalschlüssel in Kindergärten

Die Unterschiede zwischen den Landkreisen sind bei den Kindergärten geringer. Wie bei den Krippen schneidet der Kreis Wittmund mit einem Wert von 8,7 am schlechtesten ab. Ebenfalls schlechter als der Durchschnitt sind die Kreise Leer und Cloppenburg (jeweils 8,4). Am besten schneiden die Landkreise Holzminden (6,6) und Salzgitter (6,8) ab. Insgesamt sind inzwischen deutlich mehr Kinder in der Betreuung. Zusammen mit Schleswig-Holstein hat sich die Betreuungsquote bei Kindern unter drei Jahren in Niedersachsen in den vergangenen zehn Jahren am stärksten erhöht. Sie stieg von neun auf 31 Prozent. Am höchsten ist die Quote mit 39 Prozent dabei in Oldenburg, am geringsten in Delmenhorst (17 Prozent). In Delmenhorst besuchen auch die wenigsten Kinder der Kindergarten. Hier liegt die Quote nur bei 80 Prozent. Zum  Vergleich: In den Kreisen Harburg und Wesermarsch sind es 98 Prozent der Kinder. Auffällig sind unterdurchschnittliche Beteiligungszahlen bei Kindern mit Migrationshintergrund. Der Studie zufolge nutzen von ihnen nur 15 Prozent einen Krippenplatz. Auch im weiteren zeitlichen Verlauf der Kinderbetreuung bleibt die Teilnahmequote bei Kinder mit Migrationshintergrund unter dem Durchschnitt.
Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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