Helmut Dammann-Tamke, Präsident der Landesjägerschaft und früherer CDU-Landtagsabgeordneter, hat sich im Namen seines Verbands mit einem Protestschreiben an die niedersächsischen SPD-Abgeordneten des Landtags, des Bundestags und des Europaparlaments sowie an die niedersächsischen Landräte mit SPD-Parteibuch gewandt. Anlass dafür waren die Antworten der Bundes-SPD zu den Wahlprüfsteinen, welche die Landesjägerschaft anlässlich der Europawahl an die politischen Parteien übersandt hatte. Insbesondere die Positionierungen zum Wolf sowie zur Fangjagd hätten bei den rund 60.000 organisierten Jägern in Niedersachsen „Fassungslosigkeit und blankes Entsetzen“ ausgelöst, heißt es in dem Brief, der dem Politikjournal Rundblick vorliegt.

Laut SPD-Stellungnahme sei demnach eine Lockerung beim Schutzstatus des Wolfes nicht nötig, zudem sollten Herdenschutzmaßnahmen stets Vorrang vor einem Wolfsabschuss haben. Dammann-Tamke erkennt in dieser Antwort eine Abkehr sowohl vom Koalitionsvertrag in Land und Bund sowie vom Beschluss der Umweltministerkonferenz aus dem vergangenen Herbst. Von einer „Missachtung des Willens und der Nöte“ der Wähler im ländlichen Raum ist in dem Schreiben die Rede. Ferner vertrete die SPD die Position, dass Bau- und Fallenjagden aus Tierschutzgründen grundsätzlich abzulehnen seien, etwa weil es zu Fehlfängen oder Verletzungen durch Fehlfunktionen an den Vorrichtungen kommen könnte.
Die Jägerschaft wirft der SPD in diesem Punkt vor, dass die pauschale Ablehnung von „Unkenntnis und Vorurteilen“ geprägt sei. Zum Beispiel im Kampf gegen die invasive Nutria, die den Küstenschutz empfindlich bedroht, wird diese Technik eingesetzt – wie die Jägerschaft erinnert: auf Beschluss des Landtags inzwischen sogar ohne Elterntierschutz. „Dass in einem solchen Zusammenhang nun ausgerechnet den Jägern eine mangelnde Berücksichtigung von Tierschutz vorgehalten wird, ist aus unserer Sicht eine beispiellose Entgleisung, die an Perfidität nicht zu überbieten ist“, schreiben die Jäger an die SPD-Politiker.
Das angespannte Verhältnis zwischen Jägerschaft und Teilen der Sozialdemokraten lässt sich wohl auch darauf zurückführen, dass die SPD im vergangenen Sommer in Hannover einen Tierschutztag veranstaltet hat, bei dem Jäger und Angler als Mörder bezeichnet worden sein sollen. Mit dem Agieren von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) in der Wolfspolitik waren die Jäger eigentlich sehr zufrieden, fürchten nun aber offenbar, dass sich die Sicht der ländlichen Bevölkerung im Berliner Willy-Brandt-Haus nicht hat durchsetzen können.