In der Wirtschaft wächst der Optimismus
Die Corona-Zahlen steigen wieder leicht an, aber in der Wirtschaft mag man sich einen erneuten harten Lockdown im Herbst nicht mehr recht vorstellen. „Viele Unternehmen erwarten, dass die Corona-Lage dann besser gemanagt wird und Geschäfte offen bleiben können“, sagte Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachsen (IHKN), am Freitag bei der Vorstellung der Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage. „Das Wachstum ist zurück, der Aufholprozess wird in den kommenden Monaten an Fahrt gewinnen“, gab sich Bielfeldt optimistisch. Auch das Risiko einer Insolvenzwelle, die durch die ausgesetzte Insolvenzantragspflicht über Monate befürchtet worden war, sieht die IHKN-Chefin in den aktuellen Daten nicht bestätigt.
Dennoch gebe es natürlich Unternehmen, die „leise sterben“, die die Tür schließen, weil die Einnahmen dann doch nicht ausreichen oder weil es keinen Nachfolger gibt. Gebeutelt sind aktuell unter anderem immer noch viele Gastronomen. Sie spüren zwar einen großen Aufwind, sind aber zum einen noch sehr unsicher, was der Herbst wohl bringen mag, zum anderen gibt es hier derzeit einen massiven Personalmangel. Positiv sieht Bielfeldt die für die Branche verlängerte „Überbrückungshilfe drei plus“, die es den Betrieben ermöglicht, noch bis September eine Unterstützung zu bekommen.
Konjunkturklimaindex steigt auf 114 Punkte
Die Mehrheit der Unternehmen geht derweil optimistisch durch diesen Sommer. Der IHK-Konjunkturklimaindex stieg von 96 auf 114 Punkte und hat damit wieder den Stand des Jahres 2018 erreicht. Treiber der guten Laune sind vor allem die Industrie und die unternehmensnahen Dienstleistungen, zu denen zum Beispiel der IT-Support gehört. Mit einem Indikatorwert von unter 70 gibt es in den Bereichen Unterhaltung und Erholung noch eine deutlich größere Skepsis. Hier gibt es noch am wenigsten Klarheit darüber, was auf Hotels, Restaurants oder Veranstalter bei deutlich steigenden Zahlen im Herbst per Verordnung zukommen könnte.
Über alle Branchen hinweg bewerten derzeit über ein Drittel der Unternehmen ihre Geschäftslage als gut, nur 15 Prozent sieht diese negativ. Und auch bei den Erwartungen sieht ein Viertel positiv in die Zukunft und lediglich 17 Prozent negativ. Die breite Mehrheit erwartet keine größeren Veränderung.
Steigende Rohstoffpreise belasten die Unternehmen
Das größte Problem für zahlreiche Branchen ist derzeit fehlendes Material und dadurch die deutlich gestiegene Rohstoffpreise. Mangel herrscht nahezu überall, es fehlen Stahl, Nichteisen-Metalle wie Aluminium, Kupfer, Nickel oder Zink, Kunststoffe und Holz. Die Automobilproduktion kommt wegen fehlender Halbleiter und Chips teilweise nicht richtig voran. Für die Rohstoffknappheit gibt es laut IHKN zahlreiche Gründe, darunter Produktionsausfälle durch die Corona-Pandemie, aber auch die aktuell hohe Nachfrage aus China und den USA, Container-Mangel und der steigende Bedarf durch die Energiewende.
Im Moment gehen wir davon aus, dass es ein kurzfristiger Engpass bis zum Ende des Jahres sein wird.
Bielfeldt sieht allerdings einen ganz leichten Silberstreif am Horizont. „Im Moment gehen wir davon aus, dass es ein kurzfristiger Engpass bis zum Ende des Jahres sein wird“, meinte sie. Die Hälfte der Unternehmen hält zudem die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen für ein Geschäftsrisiko, dazu zählt auch der „Green Deal“ auf EU-Ebene. Bielfeldt mahnte in Richtung der Politik, die Entwicklung durch Rahmenbedingungen nicht zu bremsen. Schließlich seien die nötigen Investitionen aus der Wirtschaft eine wichtige Grundlage. Zugleich sprach sich die IHKN-Hauptgeschäftsführerin für Technologieoffenheit aus.