
Ich habe nie ein Auto besessen und meine es tatsächlich ernst damit - anders als ein ehemaliger Automanager.
Hansmann: Das sehe ich anders. Hannover hat sich in den vergangenen Jahren hervorragend entwickelt. Hier herrscht eine gute Stimmung. Nur sage ich auch: Ich will es noch besser machen als es schon ist. Die Gesellschaft zu verbessern, das ist eine sehr sozialdemokratische Haltung.
Rundblick: Dann geben Sie doch mal ein Beispiel, was Sie besser machen wollen…
Hansmann: ich sehe die Schwächen des Bildungsföderalismus sehr deutlich. Viele Familien beklagen sich, wenn sie von einem Bundesland in das andere umziehen, über das bunte Nebeneinander der verschiedenen Schulsysteme. Nun will ich das nicht in Form einer Zentralisierung lösen, sondern in Richtung einer Kommunalisierung.
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Rundblick: Der Städtetag hat vor vielen Jahren mal ein solches Modell gefordert, aber eine wirkliche Debatte darüber ist nicht entstanden. Was genau schwebt Ihnen vor?
Hansmann: Als Oberbürgermeister werde ich dem Land Niedersachsen vorschlagen, dass Hannover in einem Modellversuch die ungeteilte Zuständigkeit über die 60 städtischen Grundschulen übernimmt. Meinetwegen können wir das auch mit der Hälfte der Grundschulen ausprobieren und dann nach fünf Jahren wissenschaftlich evaluieren, welche Schulen sich besser entwickelt haben. Das hieße, die Stadt hätte das Sagen, könnte die heute oft spürbaren Brüche oder zumindest schwierigen Schnittstellen zwischen dem Unterricht vormittags (vom Land organisiert) und der Betreuung nachmittags (von der Stadt organisiert) beenden. Es wäre eine große Chance, Schule vom Kind her zu denken! Das könnte dann vielleicht auch heißen, dass die Lehrer städtische Beamte werden. Hier bin ich allerdings nicht festgelegt, die Dienstherreneigenschaft könnte auch beim Land bleiben.
Die sogenannte Rathausaffäre spielt bei den Leuten eine erstaunlich geringe Rolle.
Rundblick: Aber wenn man das macht, müsste man das doch wohl auch in kleinen Landkreisen wie Lüchow-Dannenberg tun. Wären solche Verwaltungen nicht mit der Aufgabe überfordert?
Hansmann: Ich werbe für einen Modellversuch. Wir sollen austesten, ob über eine Kommunalisierung die Verzahnung zwischen Unterricht und Betreuung sowie beispielsweise Landes- und kommunaler Sozialarbeit besser gelingen kann. Verbunden sein sollte es damit, den Schulen viel mehr Freiheiten zu lassen als bisher – was etwa den Umgang mit dem eigenen Budget angeht. Jede Schule sollte dann entscheiden, ob sie einen Ergotherapeuten anstellt oder doch besser das Geld in eine bessere Elternbetreuung steckt. In der Stadtverwaltung müsste jede Schule dann nur einen Ansprechpartner haben – nicht wie bisher vier oder fünf, verteilt auf unterschiedliche städtische Fachbereiche. Außerdem bin ich dafür, dass die Schulbegleiter, die sich beispielsweise um verhaltensauffällige Kinder kümmern, der jeweiligen Schule zugeordnet werden und nicht ausschließlich dem Kind, wie es bisher leider der Fall ist. So können diese Begleiter besser in die Arbeit der Schule integriert und flexibler eingesetzt werden.
Rundblick: Kommen wir zur Verkehrspolitik. Was unterscheidet Sie von Ihren Mitbewerbern?
Hansmann: Wir sind alle für die Förderung des Radverkehrs. Aber ich habe nie ein Auto besessen und meine es tatsächlich ernst damit - anders als ein ehemaliger Automanager. Von dem Grünen unterscheidet mich, dass ich meinem Lebensstil nicht anderen Menschen überstülpen will.
Rundblick: Und in der Wohnungsbaupolitik?
Hansmann: Dass ich zusätzliche Flächen, auf denen der dringend benötigte bezahlbare Wohnraum gebaut werden kann, ins Gespräch bringe. Das gilt für das alte Deurag-Gelände in Misburg, eine Hinterlassenschaft des Zweiten Weltkriegs, und den Lindener Hafen. Dort müssten ein Tanklager und ein Schrotthändler verlagert werden. In der Schwarzen Heide in Stöcken wäre auch vieles möglich. In der Abwägung plädiere ich für Neubauflächen, nicht vorrangig für Verdichtung und Aufstockung von Häusern – denn damit erreichen wir keinen Befreiungsschlag.
