1. Juni 2025 · 
MeldungBildung

Handy-Nutzung an Schulen: Der Ruf nach einem Verbot kommt bisher von keiner Fraktion

Im Nachbar-Bundesland Hessen ist schon das Verbot beschlossen: Schüler können zwar ihr Handy mitnehmen in die Schule – aber zu privaten Zwecken benutzen dürfen sie es nicht. Ist nun für Niedersachsen ähnliches zu erwarten? Es sieht nicht so aus. Die rot-grüne Koalition hat einen Entschließungsantrag vorgelegt, der zur Entwicklung klarer Handlungsempfehlungen für den Umgang mit Handys aufruft. Die damit angesprochene Kultusministerin Julia Hamburg (Grüne) begrüßte den Vorstoß umgehend: „Besser als pauschale Verbote sind klare Empfehlungen“, betonte sie und erklärte ausdrücklich, dass jene Schulen Rückendeckung benötigten, die bereits Konzepte zu diesem Thema entwickelt haben.

Lukas Reinken (CDU) fordert eine klare Linie. | Foto: Plenar-TV/Screenshot: Link

Aber reicht das alles aus? In einer ersten Debatte hat der Landtag vor wenigen Tagen über das Thema beraten – und von der oppositionellen CDU kam scharfe Kritik. Der Schulexperte Lukas Reinken vermisste in den Festlegungen der Koalition eine klare Linie – und mutmaßte, dies könne sich im praktischen Schulalltag negativ auswirken. „Es muss doch klar werden, dass die Schulleiter, die ein Handy-Verbot verhängen, dann auch die Rückendeckung vom Ministerium erhalten“, hob Reinken hervor. Bisher sei das aus seiner Sicht nicht gesichert. Bekannt wurde der Fall einer Gesamtschule in Wennigsen (Region Hannover), in der von der Schulleitung ein Handy-Verbot verfügt wurde. Der Vater eines Schülers beschwerte sich in der Folge über die angebliche Beschneidung der Persönlichkeitsrechte seines Sohnes – und die Schule lockerte dann in Absprache mit dem Regionalen Schulamt das Handy-Verbot. Dieses hatte bis dahin vorgesehen, dass die Nutzung nur für Notfälle erlaubt wird und auch nur in besonderen Zonen. Der Streit in Wennigsen ließ sich offenbar nicht befrieden, es gab eine Klageandrohung.

Kirsikka Lansmann (SPD) will auch Schüler mitreden lassen. | Foto: Plenar-TV/Screenshot: Link

Kultusministerin Hamburg teilte nun mit, die von Rot-Grün geforderte Verständigung auf Handlungsempfehlungen für jede Schule sei sinnvoll. Der Weg der Länder Hessen und Bremen, die mit Verboten vorpreschten, sei „nicht zielführend“, denn es handele sich um Alleingänge. Hamburg plädiert für eine „Altersgrenze für die Nutzung von Social Media“ von mindestens 14 Jahren. Sie wolle aber die Handys „nicht verteufeln“, denn es handele sich bei den Geräten „nicht nur um ein tolles Kommunikationsmittel, sondern auch ein Werkzeug für Unterhaltung, Lernen und sozialen Austausch“. In der Landtagsdebatte selbst meldete sich die Ministerin nicht zu Wort. Der Grünen-Abgeordnete Pascal Mennen sagte, man solle „eine generelle Nutzungseinschränkung von Handys an Grundschulen prüfen“, wichtig seien jetzt aber vor allem „rechtssichere Maßnahmenkataloge“, die den Schulen Tipps geben, wie sie sich verhalten sollen. Kirsikka Lansmann (SPD) erklärte, ein Handyverbot in den Pausen sei allein kein richtiger Weg. „Dann sollte man den Schülern auch Möglichkeiten zeigen, wie sie die Zeit stattdessen als Chance nutzen können.“ Wichtig sei auch, dass Regeln „nicht von oben verordnet werden, sondern von der Schulgemeinschaft gemeinsam entwickelt und entschieden werden“. Harm Rykena (AfD) lobt die rot-grüne Initiative und betonte noch einmal die Gefahren einer zu intensiven Handy-Nutzung – soziale Isolierung, Mobbing und Reizüberflutung würden über die Smartphones vermittelt, und dies könne gerade bei jüngeren Kindern zu Traumata führen. Pascal Mennen betonte, zu intensiver Konsum von Handys könne gefährliche Nebenwirkungen haben, indem zunächst für kurze Zeit ein Glücksgefühl erzeugt werde, das dann aber schnell ins totale Gegenteil umschlage und Ursache sein könne für Depressionen und andere psychische Erkrankungen.

Dieser Artikel erschien in Ausgabe #101.
Klaus Wallbaum
AutorKlaus Wallbaum

Artikel teilen

Teilen via Facebook
Teilen via LinkedIn
Teilen via X
Teilen via E-Mail