29. Juni 2018 · 
Wirtschaft

Freihandel im Rückwärtsgang: Harter Brexit rückt näher

Das Risiko eines harten Brexits wird größer. Das befürchtet der SPD-Europapolitiker Bernd Lange. „Ich bin mir nicht mehr sicher, dass wir einen geordneten Übergang hinbekommen“, sagte Lange in Hannover. Auch EU-Brexit-Chefverhandler Michel Barnier werde zunehmend skeptisch. „Die Verhandlungsposition der Briten ist immer noch nicht klar. Teilweise kommt keine Reaktion aus Großbritannien“, sagte Lange. [caption id="attachment_33723" align="aligncenter" width="780"] Freihandel im Rückwärtsgang - auch mit Rolls Royce - Foto: tony112[/caption] So sei zum Beispiel die Frage des Übergangs zur irischen Grenze nach wie vor nicht geklärt. Auch der Umgang mit Typenzulassungen von Autos müsse immer noch geklärt werden. „Wir müssen bis Ende Oktober mit dem Scheidungs- und Übergangsvertrag fertig sein, weil dann noch die Abstimmungen den Parlamenten erfolgen“, erklärte Lange. Damit wird die Zeit bis zum Austrittsdatum, dem 29. März 219, langsam knapp. „Angesichts des bisherigen Verhandlungsfortschritts müssen wir einen harten Brexit langsam uns Auge fassen.“ https://soundcloud.com/user-385595761/lange-wir-bekommen-beim-brexit-jetzt-ein-zeitproblem Für die Verbraucher werde ein harter Brexit teuer, warnt der EU-Abgeordnete. Sowohl Autoteile als auch das fertige Auto könnte deutlich teurer werden. Hinzu käme, dass Typenzulassungen in Frage stünden. Das führt wiederum zu der Frage, ob zum Beispiel der Golf, das meistverkaufte Auto in Großbritannien, nach einem harten Brexit dort überhaupt noch vertrieben werden darf. Sorgen bereitet Lange auch die Stimmung in Großbritannien. „Die Hardliner in der Politik scheinen die Oberhand zu gewinnen.“ [caption id="attachment_33725" align="aligncenter" width="780"] Bernd Lange (links) bei der Pressekonferenz in Hannover[/caption] Auch aus den USA weht dem Freihandel ein rauer Wind ins Gesicht. Lange befürchtet, dass US-Präsident Donald Trump nach den Strafzöllen auf Stahl und Aluminium auch ausländische Autos mit Importzöllen belegen wird. Das würde zum Beispiel 500.000 Autos betreffen, die aus Deutschland in die USA exportiert werden. Zum Vergleich: 800.000 Autos stellen deutsche Unternehmen in den USA selbst her. Die Marke Volkswagen wäre weniger stark betroffen, weil der Passat in den USA gebaut wird. Teurer würden aber zum Beispiel Audi A8 und Porsche aus dem VW-Konzern. „Bei Luxusmarken haben deutsche Autobauer einen Marktanteil von 40 Prozent“, so Lange. Leidtragender von Importzöllen auf Autos wären einer Studie einer US-Branchenverbands allerdings auch die Verbraucher in den USA. Einer Studie zufolge würden die Zöller die Verbraucher rund 45 Milliarden Dollar im Jahr kosten. Bei Zöllen von bis zu 25 Prozent müssten für jedes Auto im Durchschnitt 5800 Dollar mehr gezahlt werden.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #122.
Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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