(rb) Hannover. Die Unterbringung und Betreuung von Bürgerkriegsflüchtlingen bringt die Kapazitäten des Landes und seiner Kommunen an die Grenzen des Machbaren. Während sich Bayern mittlerweile schon in einer echten Notlage befindet, spricht der Leiter der Kommunalabteilung des niedersächsischen Innenministeriums, Dr. Alexander Götz, von einer Belastung „am Limit“. Das gelte auch für die rund 30 Beamten, die im Lagezentrum des Innenministeriums im Schichtdienst „mit aller Kraft und unter großem Stress“ die außerordentlichen Herausforderungen dieser Tage meisterten. Es sei vor allem der stoßweise Anstieg der Flüchtlingszahlen, der zu so bitteren Entscheidungen führe wie die Nutzung der Landesfeuerwehrschule, die allerdings voraussichtlich in zwei Wochen wieder geräumt werde, sagte Götz am Mittwoch vor der Landespressekonferenz. Eine Aufteilung der Flüchtlinge etwa nach Kulturen oder Religionen, wie sie manche angesichts wachsender Gewalt an einigen Standorten ins Gespräch bringen, sei vor diesem Hintergrund gar nicht machbar. Hauptkriterium sei ein sicheres Dach über dem Kopf, und selbst das sei oft nur schwer zu gewährleisten. „Wir laufen der Entwicklung immer noch hinterher“, sagte Götz. Beschlagnahmungen von Wohnraum habe es bislang in Niedersachsen nicht gegeben; das bleibe aber unter Beachtung aller rechtlichen Möglichkeiten eine Option, räumte der Abteilungsleiter ein. In den Blick genommen werden müssten in jedem Fall die Liegenschaften des Bundes. Die Bundeswehr habe sich als sehr verlässlicher Partner erwiesen, dürfe aber auch nicht überfordert werden. Wo Soldaten sind, könnten – schon aus Sicherheitsgründen wegen der dort lagernden Waffen – keine Flüchtlinge untergebracht werden. Er liege auf der Suche nach Notunterkünften der Bundeswehr „ständig in den Ohren“, habe aber nicht den Eindruck, „dass die mauern“, betonte Götz. Zurzeit seien rund 11 000 Plätze in Notunterkünften an 20 Standorten in Niedersachsen belegt. Bis Ende Oktober kämen weitere 5000 dazu, und noch einmal 5000 Plätze habe man „im Blick“. Darüber fänden gerade Abstimmungen mit den jeweiligen Kommunen statt. Aber es gebe auch 2000 disponible Plätze, über deren Belegung die Hilfsorganisationen als Betreiber der Unterkünfte verfügten. Der Kommunalabteilungsleiter geht davon aus, dass sich Niedersachsen bis zum Jahresende wohl auf mehr als 100 000 Flüchtlinge einstellen muss. Derzeit seien es 66 000 seit Jahresbeginn, davon seien 17 000 in den vergangenen fünf Wochen angekommen. Vieles hänge davon ab, ob die Balkan-Route im Winter noch nutzbar sei oder auch der Weg übers Meer.Dieser Artikel erschien in Ausgabe #179.