8. Okt. 2019 · 
Bildung

FDP: In jeder sechsten Schule fehlt mindestens ein Lehrer

Schreibt das niedersächsische Kultusministerium neue Lehrerstellen wirklich nach Bedarf aus - oder ist der Bedarf in den Schulen deutlich größer? Der FDP-Bildungspolitiker Björn Försterling ist sich sicher: „Passgenau“, wie von Kultusminister Grant Hendrik Tonne beschrieben, werden die Lehrerstellen an den Schulen in Niedersachsen ganz bestimmt nicht gesucht. https://www.youtube.com/watch?v=p8MfBgMYOCA&feature=youtu.be Dazu hat er die Zahlen des Kultusministeriums zur Personalplanung für das aktuelle Schuljahr für jede einzelne Schule ausgewertet. Das Ergebnis: An 426 Schulen, also ziemlich genau einem Sechstel der allgemeinbildenden Schulen, fehlt mindestens eine Lehrkraft. „Aus den Zahlen geht hervor, dass das Ministerium die Stellen eben nicht nach Bedarf ausschreibt“, sagt Försterling im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick. Vielmehr werde vorher geprüft, wie viele Lehrer in etwa eingestellt werden könnten, und so viele Stellen würden dann auch ausgeschrieben. „Dann präsentiert man eine Erfolgsquote von rund 95 Prozent bei den Neueinstellungen. Aber der tatsächliche Bedarf ist deutlich höher.“ In der vergangenen Woche hatte Tonne mitgeteilt, dass zu dem Zeitpunkt 1789 von 1900 ausgeschriebenen Stellen besetzt worden seien, eine Quote von mehr als 94 Prozent. Der Kultusminister sprach von einem respektablen Ergebnis. Försterling hingegen fordert von Tonne angesichts der neuen Zahlen eine Aussage dazu, ob er wirklich nach Bedarf ausschreibe, oder ob es ihm nicht vielmehr darum gehe, die Zahlen so zu gestalten, dass er am Ende bei den Neueinstellungen politisch möglichst gut aussehe.

Vor allem in Oberschulen fehlt es an Lehrern

Die von Försterling erstellte Liste macht deutlich, dass in allen Schulformen in allen Ecken des Landes Lehrer fehlen. Ausreißer nach oben ist die Förderschule Ottenbeck in Stade, in der den Zahlen zufolge mehr als 14 Lehrkräfte für über 370 Unterrichtsstunden pro Woche fehlen. Unter den zehn Schulen mit der höchsten Anzahl fehlender Lehrer sind acht Oberschulen. Sie sind vom Lehrermangel besonders betroffen. So würden an der Winsener Schule im Allertal fast zwölf, an der Oberschule Süd in Delmenhorst fast elf und an der Oberschule Soltau mehr als zehn zusätzliche Lehrkräfte benötigt.
Aus den Zahlen geht hervor, dass das Ministerium die Stellen eben nicht nach Bedarf ausschreibt.
Aber auch Gymnasien seien vom Lehrermangel betroffen. Aus den Daten gehe hervor, dass am Gymnasium Burgdorf über sieben Lehrer für mehr als 170 Wochenstunden fehlen, am Schiller-Gymnasium Hameln seien es auch fast sieben Lehrerstellen und am Viktoria-Luise-Gymnasium, ebenfalls in Hameln, mehr als vier Stellen. Lehrermangel gebe es auch an Integrierten Gesamtschulen. Der IGS Buxtehude fehlten zum Beispiel 5,5, den Integrierten Gesamtschulen Roderbruch und Mühlenberg (Hannover) sowie Wedemark und Lüneburg vier Lehrerstellen. Für den FDP-Bildungsexperten geht aus der Liste hervor, dass beim Lehrermangel keine regionale Häufung festzustellen ist. Deshalb dürfte es Försterling zufolge schwierig werden, für eine sogenannte Dorflehrer-Prämie fünf spezielle Regionen mit geringer Lehrerversorgung zu identifizieren. „Die Liste zeigt: es gibt überall Lücken“, sagt Fösterling.

Ministerium: Daten haben nur begrenzte Aussagekraft

Die Zahlen, auf denen die Berechnungen beruhen, hatten allerdings bereits in der vergangenen Woche für Diskussionen gesorgt. Laut Kultusministerium werden die Daten zu Schuljahresbeginn zur Personalplanung genutzt und stammten von den Schulen selbst. „Die Daten fallen traditionell schlechter aus als die Unterrichtsversorgung, die zu einem späteren Zeitpunkt erhoben wird“, sagte ein Sprecher des Ministeriums am vergangenen Freitag. Die Werte hätten nur eine begrenzte Aussagekraft.
Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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