Schweden stellt Minderheit über den Wolf
Dafür gebe es mehrere Gründe, die sich am Beispiel zweier europäischer Länder beobachten ließen. Da wäre etwa Schweden, das seinen gesamten Norden frei von Wölfen hält. Denn dort leben die Samen, ein indigenes Volk, dessen Hauptwirtschaftszweig seit mehreren Jahrhunderten die Rentierzucht ist. Die ohnehin schon durch äußere Einflüsse bedrohte Zucht würde durch den Wolf noch stärker unter Druck geraten. „Es ist eine respektable Position, wenn die schwedische Regierung beschließt, dass das Überleben der Samen wichtiger ist als der Wolf“, sagt Wotschikowsky. Doch rechtlich gesehen sei der Abschuss von jährlich etwa 20 Wölfen illegal. „Diese Praxis steht im Widerspruch mit der europäischen Habitat-Richtlinie, deshalb hat die EU auch ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Schweden eingeleitet.“Lesen Sie auch: Sender für den Wolf? Wachsende Zweifel am Nutzen von Lies‘ Entscheidung Lies: Bund soll Wolfspopulation jährlich überprüfen Jagen nein, Töten ja: Landesjägerschaft fordert Abschuss von auffälligen Wölfen
Darüber hinaus seien einzelne wolfsfreie Zonen wie etwa an der Küste schlicht unpraktikabel. „In der Regel lassen sich Wölfe dort nicht nieder, denn es gibt kaum Wald und damit nur wenig Unterschlupf“, sagt Wotschikowsky. Wolle man aber sicherstellen, dass sich dort keine Wölfe aufhielten, so müsste das Tier ins Jagdrecht aufgenommen und mit großem Aufwand verfolgt werden. „Das steht in überhaupt keinem Verhältnis dazu, was der Wolf anrichtet.“ Viel sinnvoller sei es daher, die bedrohten Herdentiere zu schützen. „Man muss Schafe gegen Beutegreifer schützen, so steht es im Tierschutzgesetz. Das ist im Übrigen lange vor der Rückkehr des Wolfes im Hinblick auf wilde Hunde beschlossen worden“, sagt Wotschikowsky. Er empfiehlt daher an den Deichen den Einsatz von Schäfern und Herdenschutzhunden sowie einen Nachtpferch mit solidem Zaun. „Natürlich ist das aufwendig, aber wenn unsere Gesellschaft den Wolf ebenso behalten will wie die Schafszucht, dann darf der Schäfer nicht auf den Kosten sitzen bleiben.“