
Man muss den Schülern ermöglichen, Kompetenzen in möglichst vielen Bereichen zu erwerben.
Hermann Veith, Pädagogik-Professor an der Universität Göttingen
Auch über den Unterricht, wie er heute stattfindet, sollte Pant zufolge nachgedacht werden. „Du lernst für das - berufliche - Leben war noch nie so falsch wie heute. Wir wissen noch gar nicht, wo uns die Digitalisierung in zehn bis 20 Jahren hinführen wird.“ Auch die Bedeutung von Schriftsprache werde nach und nach zurückgehen. Man müsse deshalb die Frage stellen, ob das, was heute fachlich vermittelt werde, wirklich sinnvoll sei. Nötig sei vielmehr, die Selbstregulationskompetenz als Basis für lebenslanges Lernen explizit aufzubauen. Schülern würde später zum Beispiel ein gutes Zeitmanagement weiter helfen.
Große Hoffnung auf Reformen im Bildungssystem hat Pant allerdings nicht. Es gebe nach wie vor keine Fortschritte in der Debattenkultur. „Wir diskutieren immer noch viel über Strukturen. Und bei den Inhalten geht es nach wie vor um den Streit zwischen einem Bildungskanon auf der einen und den nötigen Kompetenzen auf der anderen Seite“, so der Bildungsforscher. Es gebe zu viele Akteurs- und Interessengruppen. Dadurch gebe es keinen Reformschwung. Der Bildungsföderalismus mache es darüber hinaus noch schwieriger.
Zukunft der Lebensform Internat
Auch Hermann Veith, Pädagogik-Professor an der Universität Göttingen, plädierte auf dem Symposium dafür, den Schülern mehr Kompetenzen mit auf den Weg zu geben. „Man muss ihnen ermöglichen, Kompetenzen in möglichst vielen Bereichen zu erwerben. Am wichtigsten ist dabei eine Problemlösungskompetenz“, sagte Veith. Er meint, dass Fragen globaler Art stärker Eingang in die Lehrpläne finden müssen. Als Stichworte nannte er zum Beispiel Digitalisierung, Interkulturalität und Demokratie. „Wir leben in einer Gesellschaft, in der Demokratie teilweise in Frage gestellt wird und die Wahlmündigkeit ein Recht ist, das man nicht zu schätzen weiß. Das ist eine gesellschaftliche Herausforderung.“Lesen Sie auch: Kultusminister Tonne: „Ich möchte die Lehrkräfte nicht durch Roboter ersetzen“ Niedersächsisches Baugewerbe kämpft an Schulen um mehr Nachwuchs
Auf dem Symposium in Holzminden ging es nicht allein um Bildungspolitik im Allgemeinen, sondern vor allem um Zukunft und Chancen der Lebensform Internat. Der Erziehungswissenschaftler Ivo Züchner von der Philipps-Universität Marburg hob die besondere Bedeutung der Internatsgemeinschaft hervor. Internatsschüler seien stärker in soziale Beziehungen mit Gleichaltrigen eingebunden. „Wir wollen einen positiven spezifischen Beitrag in der Bildungslandschaft leisten“, sagte Peter Landmann, Vorsitzender des Stiftungsrates des Internats Solling. „Wir verstehen uns nicht als Wirtschaftsunternehmen auf der Suche nach einer Marktlücke, in der man Geld verdienen kann.“ Landmann bedauerte, dass man verhältnismäßig häufig etwas Negatives über Internate höre. „Das erschreckt einen, weil die Kommentare oft etwas hasserfülltes haben.“ Für noch mehr Vielfalt in Internaten wünscht sich Schulleiterin Helga Volger noch mehr Leistungsstipendiaten. Ihr Anteile liege am Internat Solling inzwischen bei mehr als zehn Prozent. „Sie sind nicht nur Zugpferde, was die Lernkultur betrifft. Wir gewinnen dadurch auch Schüler, die ansonsten aus finanziellen Gründen kein Internat besuchen könnten.“