Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius plant große Veränderungen bei der Bundeswehr. Jüngst hat er einen ersten Schritt verkündet, die Verschlankung der Führungsstrukturen im Ministerium und den unmittelbar nachgeordneten Bereichen. Was in den tieferen Ebenen passieren soll, steht noch nicht fest, hierzu wird allgemein Klarheit im nächsten Jahr erwartet. Ein Vorhaben schält sich jetzt schon heraus, nämlich die Bereiche der Truppenübungsplatz-Kommandanturen aufzulösen.

Das betrifft auch einen Standort in Lohheide (Kreis Celle), einem Ort im gemeindefreien Gebiet in der Nähe des Truppenübungsplatzes Bergen (Kreis Celle). 50 Dienstposten, die dort stationiert sind, könnten dann wegfallen. Bisher zeichnet sich allerdings nicht ab, dass es hier zu einem drastischen Einschnitt kommen wird – denn im Gegenzug könnte mit diesem Schritt auch eine Stärkung der unmittelbaren Leitung des Truppenübungsplatzes in Bergen und aller weiteren Truppenübungsplätze verbunden sein. Allerdings hat der Hinweis auf entsprechende Überlegungen offenbar einige Unruhe in die Truppe getragen.
Bisher ist die Kommandantur für die Truppenübungsplätze in Norddeutschland in Lohheide angesiedelt, Standortältester ist Oberst Jörg Wiederhold. Zuständig ist dieser Bereich mit 50 Dienstposten für die Übungsplätze in Bergen (Kreis Celle), Munster (Heidekreis), Putlos (Kreis Ostholstein) und Senne (Ostwestfalen-Lippe), sowie für den Luft- und Bodenschießplatz in Nordhorn (Kreis Grafschaft Bentheim). Die Überlegungen sehen nun so aus, dass die fachlichen Themen für die Abläufe auf den Truppenübungsplätzen künftig zentral in Berlin angesiedelt sind. Oberst Wiederhold und sein Team müssten dann womöglich nach Berlin wechseln. Im Gegenzug hätte dann aber jeder einzelne Truppenübungsplatz vermutlich größere Freiräume als bisher.

Spekuliert wird wohl auch darüber, ob das mit einer Aufstockung von Dienstposten einhergehen könnte. So erklärt der Kommandant des Truppenübungsplatzes Bergen, Oberstleutnant Jürgen Böker, auf Anfrage des Politikjournals Rundblick: „Mit der jetzigen Absicht, die Bereiche aufzulösen, sollen im Gegenzug die Truppenübungsplatzkommandanturen gestärkt und dadurch wieder selbstständiger werden.“ Die Zentralisierung der drei Truppenübungsplatz-Bereiche Nord, Süd und Ost in Berlin war vor rund zehn Jahren schon mal geplant, es ist dann aber nicht dazu gekommen.
Wenn Pistorius das durchsetzt, wäre das eine Verwaltungsreform der besonderen Art, denn die drei Bereiche sind bisher Zwischenebenen – oben rangiert das Ministerium, unten die einzelnen Truppenübungsplätze. Die Konzentration in Berlin wäre ein Schritt, diese Ebenen stärker an die Zentrale anzugliedern. Ob dann aber auch die Personalverwaltung für die Truppenübungsplätze in die Zentrale nach Berlin verschoben wird, ist fraglich.
Offenbar wird erwogen, die Zuständigkeit für Personal und Stabsarbeit beim Landeskommando in Hannover anzusiedeln. Auf diese Weise würden die Landeskommandos gestärkt, sie könnten in der Bundeswehr ihre Rolle stärker herausstreichen. Das Landeskommando in Niedersachsen hat jüngst mit der Aufstellung des Heimatschutzregimentes 3 ein Zeichen gesetzt – geplant ist jetzt, 800 Reservisten organisatorisch zu betreuen und im Notfall zu mobilisieren.
In Niedersachsen stehen dann künftig noch weitere Veränderungen an. In Oerbke bei Fallingbostel (Heidekreis) soll ein neues Logistik-Bataillon entstehen, daher musste die dortige Flüchtlingsunterkunft, die vorübergehend dort bestand, wieder geräumt werden. Weitere Investitionen werden diskutiert, so eine mögliche Verstärkung des Standortes Lohheide mit einer Batterie des Raketenartilleriebataillons. Die Überlegungen zu den niedersächsischen Bundeswehr-Standorten sind allerdings noch nicht festgelegt, viele Regionen hoffen auf weitere Ansiedlungen.