Prof. Anna Bergmann, Kulturwissenschaftlerin aus Frankfurt/Oder, fühlt sich nach einer CDU-Veranstaltung zum Thema Organspende in ihren Aussagen missverstanden – und auch falsch interpretiert. Die Professorin trat auf dem Podium gemeinsam mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, Landesbischof Ralf Meister und dem MHH-Transplantationsspezialisten Prof. Axel Haverich auf (der Rundblick berichtete am Montag). Dabei übernahm sie den Part einer Kritikerin der Organspendepraxis in Deutschland. Prof. Bergmann hatte erwähnt, dass einige Patienten in Kliniken künstlich am Leben gehalten würden, damit ihnen die Organe entnommen werden könnten. Diese Haltung erregte scharfen Widerspruch. Gegenüber dem Politikjournal Rundblick präzisierte sie jetzt ihre Haltung. Es gehe nicht um den klassischen Fall eines verunglückten Motorradfahrers, dessen Hirnversagen rasch festgestellt wird, sondern zunehmend um ältere Menschen in Krankenhäusern, die dort wegen Schlaganfall, Hirnblutung oder Hirntumor behandelt werden. Bei ihnen gebe es die Alternative, ob man sie länger am Leben halte, damit später ihre Organe bereit stehen – oder ob man einen palliativmedizinisch betreuten Behandlungsabbruch vornehme, damit sie in Würde sterben können. Prof. Bergmann ließ keinen Zweifel daran, dass sie den zweiten Weg für den richtigen hält. Andere Kritiker wie der hannoversche Arzt Hans-Joachim Ritz wenden ein, dass mit dem seit Kurzem geltenden neuen Transplantationsgesetz die Beauftragten in den Kliniken entscheiden könnten, in solchen Fällen die Fortsetzung der intensivmedizinischen Schritte vorzuschreiben – zu dem Zweck, die betreffenden Patienten als mögliche Organspender zu identifizieren. In der Podiumsdiskussion gab es Meinungsverschiedenheiten über die Frage, ob ein hirntoter Mensch als tot oder als lebend bezeichnet werden kann, ob man also einem hirntoten Menschen bedenkenlos Organe entnehmen dürfe oder nicht.Dieser Artikel erschien in Ausgabe #038.