Schon ein Vierteljahrhundert ist es her, dass die Pädagogin Ute Friese aus Hannover die „Aktion Kindertraum“ gegründet hat – eine auf Spendeneinnahmen basierende Organisation, die schwerkranken Kindern und ihren Familien Herzenswünsche erfüllt. Das Wirken dieser in Hannover ansässigen Stelle mit acht Mitarbeitern kann nach 25 Jahren als außerordentlich erfolgreich beschrieben werden. Eine Delle gab es in der Corona-Zeit, wie Friese vor der Landespressekonferenz berichtete: Ein Drittel weniger Wünsche wurden seit 2020 übermittelt. Im kommenden halben Jahr geht die „Aktion Kindertraum“ in der Bundesrepublik auf Reisen. Am Wochenende war ein Bus, in dem Mitarbeiter über die Angebote informieren, auf Station in Düsseldorf, in dieser Woche geht es weiter nach Amrum. 15 Termine sind bisher geplant, weitere können hinzukommen. Anlaufpunkt ist meistens eine Kinder- und Jugendklinik, ein Jugendwerk, eine Rehabilitationseinrichtung oder ein Therapiezentrum.

Wie die „Aktion Kindertraum“ funktioniert, beschreibt Friese: Oft sind die Familien, in denen schwer kranke Kinder versorgt werden, zu sehr mit der Therapie beschäftigt. Viele haben weder das Geld noch die Zeit noch die Muße, an Wünsche und deren Erfüllung zu denken. „Wir nehmen den Wunsch entgegen und müssen die Diagnose kennen. Die Organisation, die zur Erfüllung der Wünsche nötig ist, übernehmen wir. Die Familie hat oft schon genug Anträge auszufüllen – für uns reicht oft nur ein einziger Antrag“, sagt sie. In 25 Jahren sind 3500 Wünsche verwirklicht worden, und nach Schätzungen der „Aktion Kindertraum“ haben damit 60.000 Kinder glückliche Erlebnisse haben können.

Sogenannte „Dauerwünsche“ sind Weihnachtsfeiern in Kinderhospizen. Oben auf der Wunschliste stehen dann auch Sachwerte wie Notebooks oder Spielekonsolen, die bei langen Klinikaufenthalten die Zeit vertreiben sollen. Auch Besuche in Freizeitparks, Reisen und der Besuch von Attraktionen gehören dazu. Häufig leistet die „Aktion Kindertraum“ auch Unterstützung, wenn es um die Ausbildung von Assistenzhunden geht, um Zuschüsse für lebenswichtige Operationen von Kindern aus dem Ausland. Als längster „Dauerwunsch“ gilt der regelmäßige Auftritt einer Clownin im Annastift in Hannover, das geschieht wöchentlich seit 23 Jahren.

Die schnellste Erfüllung eines Wunsches hat nur vier Stunden gedauert. Eine Kinderklinik in Hannover bat die „Aktion Kindertraum“ um Hilfe, weil ein schwerkranker kleiner Junge den Wunsch hatte, einen Rundflug über Hannover erleben zu können. Der vormittags geäußerte Plan konnte schon am Nachmittag verwirklicht werden. Der kleine Junge ist dann wenige Tage später gestorben. In einem anderen Fall dauerte die Realisierung des Wunsches weitaus länger: Ein Mädchen wollte unbedingt die Backstreetboys kennenlernen – aber zwischenzeitlich löste sich die Band auf. Da die Musiker dann wieder zusammengekommen waren, konnte das Mädchen ihre Band bei einem Konzert in Stuttgart sehen – nach vier Jahren. Sehr aufwendig war es, den Wunsch für einen kleinen Jungen zu erfüllen, der New York sehen wollte – aber an den Rollstuhl gefesselt war, nicht fliegen durfte und auf intensive medizinische Hilfe angewiesen war. „Er erzählte später, nach dieser Reise die Welt ganz anderes zu sehen, und er begann, Wirtschaftsmathematik zu studieren“, berichtet Ute Friese.

Sie beschreibt den Sinn ihrer Organisation so: „Wir geben den Familien Rückhalt.“ Oft sei es aber nicht einfach, die Hilfsbedürftigen zu identifizieren oder sie auf die „Aktion Kindertraum“ aufmerksam zu machen. Viele Empfänger der Hilfen wollten auch anonym bleiben, was in jedem Fall akzeptiert werde. In einer Befragung der Kinder und Familien, die unterstützt worden waren, hat die Universität Hildesheim herausgefiltert, dass nicht nur die Kinder, sondern auch ihre Eltern, Geschwister und Freunde dauerhaft positive Eindrücke mit den Erlebnissen verbinden.
Der Palliativmediziner Prof. Boris Zernikow von der Uni Witten-Herdecke erklärte, bei vielen Kindern gehe es um die Erfüllung eines Traums angesichts der Erwartung, dass sie nur noch eine kurze Lebenserwartung haben. Viele wollten Freunde einladen, noch ein fremdes Land sehen oder mit der Familie eine Reise unternehmen.
