7. Dez. 2015 · Archiv

Zur Person: Prof. Dr. Adolf Windorfer

(rb) Er hat in den vergangenen drei Jahrzehnten maßgeblich an der Weichenstellung für ein progressives öffentliches Gesundheitswesen in Niedersachsen mitgewirkt: Am Nikolaustag wurde der Facharzt für Kinderheilkunde, Klinische Pharmakologie und Öffentliches Gesundheitswesen, Prof. Dr. Adolf Windorfer, 75 Jahre alt. Nach dem Medizinstudium in Heidelberg, Erlangen, Innsbruck und München folgten Stipendien an der Kinderklinik der Universität Turku (Finnland) und am Max-Planck-Institut für Spektroskopie in Göttingen. Von 1969 bis 1974 bildete sich Windorfer an der Universitäts-Kinderklinik Freiburg in der Kinderheilkunde mit dem Schwerpunkt klinische Pharmakologie fort. Es folgten 1975 die Habilitation in Kinderheilkunde sowie einige Jahre als Oberarzt an der Kinderklinik der Technischen Universität München und Leiter der dortigen Ambulanz. Anfang der 80-er Jahre kam der in Erlangen aufgewachsene Mediziner nach Hannover. 1985 wurde Windorfer Leiter der Gesundheitsabteilung im Niedersächsischen Sozialministerium. Bereits 1983 wurde ihm die Koordination der Gesundheitsprojekte des Landes im Sudan, der Provinz Anhui (China), Polen und Russland übertragen, die er bis 2006 betreute. In seiner Zeit im Ministerium „diente“ Windorfer zunächst Hermann Schnipkoweit, der von 1976 bis 1990 Sozialminister im Kabinett von Ministerpräsident Ernst Albrecht war. Während der großen Aids-Hysterie sorgte Windorfer maßgeblich dafür, dass Niedersachsen als einziges CDU-regiertes Land gemeinsam mit den A-Ländern verschärfte Kontrollen und andere Repressionen gegenüber HIV-Infizierten ablehnte. Bis zu seinem Wechsel an die Spitze des 1995 neugegründeten Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes (NLGA) installierte der Gesundheitsabteilungsleiter u.a. die aufsuchende Hilfe für Suchtkranke, bemühte sich um die bessere Qualifizierung in Pflegeberufen, um höhere Hygienestandards in den Krankenhäusern und ein stärkeres Impfbewusstsein der Bevölkerung. 1997 wurde Windorfer Präsident des NLGA, das er bis 2006 leitete. In dieser Zeit entwickelte sich ein modernes Landesamt für öffentliches Gesundheitswesen, Umweltmedizin und Epidemiologie, das die ehemals acht dezentral arbeitenden Medizinaluntersuchungsämter ablöste. Zugleich war Windorfer Leiter der Nationalen Kommission Polioeradikation (vollständige Bekämpfung des Erregers von „Kinderlähmung“ im Körper), von 2003 bis 2012 Mitglied der Europäischen Polio-Zertifizierungskommission der WHO. Bis heute ist Windorfer ein bundesweit gefragter Referent und Berater für Fragen des öffentlichen Gesundheitswesens. Außerdem ist er Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung „Eine Chance für Kinder“, die er mit seiner dänischen Ehefrau Celia im Jahr 2000 gegründet hat. Die Krankenschwester und der Mediziner brachten damit nicht nur in Niedersachsen, sondern bundesweit das Modell der „Familienhebammen“ voran, deren Einsatz mittlerweile in vielen Kommunen fester Bestandteil des Kinderschutzes bzw. der „Frühen Hilfen“ ist. Aktuell plant der umtriebige Windorfer den Aufbau interdisziplinärer Gesundheitszentren für Flüchtlinge. bri
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #226.
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