14. Aug. 2025 · 
MeldungKultur

Neues Bürgerradio für die Landeshauptstadt geht mit großen Ambitionen an den Start

Mit Indiepop und hannoverschen Namen will Leibniz.fm mehr Vielfalt in die Medienlandschaft bringen. Schwerpunkte sind Wissenschaft und Kultur, erklären die Veranstalter.

In Hannover geht am heutigen Freitag der neue Bürgerradiosender „Leibniz.fm“ auf Sendung. Sechs Jahre lang war Hannover einer der wenigen Orte in Niedersachsen, in denen es kein Bürgerradio gab. Mehrere Initiativen haben sich seit Jahren um eine Sendelizenz und die damit verbundene Förderung durch die Landesmedienanstalt (NLM) bemüht. Unter dem Namen des Universalgelehrten und Netzwerkers aus der Barockzeit haben sie sich auf eine Zusammenarbeit verständigt und im Februar 2025 von der Versammlung der NLM den Zuschlag bekommen. Damals sagte der Trägerverein dem Politikjournal Rundblick, ein Team sei bereits aufgestellt und mit dem Vermieter der Räumlichkeiten eine Absprache getroffen. Dass es trotzdem bis August gedauert hat, findet die NLM nicht ungewöhnlich: „Aus Sicht der NLM entspricht dieser Zeitplan den üblichen Vorlaufzeiten für eine duale Verbreitung“, teilt eine Sprecherin mit. „Bei den Vorbereitungen des Sendestarts parallel mit DAB+ und UKW gab es vertraglich wie technisch einiges vorzubereiten. So muss beispielsweise für die Verbreitung über die DAB+-Plattform die Programmheranführung hergestellt werden – hier sind verschiedene Akteure und Dienstleister involviert.“

Freut sich auf den Start: Das Team von "Leibniz.fm". | Foto: Leibniz.fm

Inhaltlich legt „Leibniz.fm“ den Schwerpunkt auf Wissenschaft und Kultur. Indiepop und Alternative werden das Musikprogramm bestimmen. „Wir wollen anders sein als die anderen Radios und uns den Luxus von Beiträgen erlauben, die wir für wichtig halten, gerade weil sie zum Nachdenken oder zur Diskussion anregen und nicht nur vor allem an kommerziellen Erwartungen orientiert sind“, verspricht Mit-Initiator und Vorstandsmitglied Michel Golibrzuch, im Hauptberuf Präsident des Landesamtes für Geoinformation und Landesvermessung. Zwischen 6 und 18 Uhr wird es ein redaktionell verantwortetes Programm geben. Einige hannoversche Journalisten haben ihre Mitarbeit zugesagt. So wird der Musikexperte Volker Wiedersheim, der sich selbst als „Ehrenamts-Ultra“ bezeichnet, wöchentlich eine Sendung zur lokalen Bandszene präsentieren. Hans-Peter Wiechers, Kult-Kolumnist der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, plant eine monatliche Literatursendung. Ebenfalls im redaktionellen Programm laufen ein „Campus-Radio“ und die „Digitale Geschichtswerkstatt“. Hier bekommen das Zeitzentrum Zivilcourage und die Gedenkstätte Ahlem durch die Förderung der Klosterkammer die Möglichkeit, ihre Reichweite auszudehnen und Demokratiebildung zu betreiben. Nicht nur Lokalberichterstattung, sondern auch Interviews mit Landespolitikern seien geplant. Zwischen 18 und 24 Uhr laufen Beiträge auf den sogenannten „Offenen Sendeplätzen“. Hier haben alle Interessierten die Möglichkeit, sich vom medienpädagogischen Team schulen zu lassen und eigene Beiträge zu produzieren. „Wir haben siebzig Bewerbungen auf die Offenen Sendeplätze. Das ist toll“, kommentiert Michel Golibrzuch. „Wir freuen uns, dass ab sofort noch mehr Medienkompetenz in Hannover vermittelt wird und sich Bürger in der Landeshauptstadt besser aktiv beteiligen können“, ergänzt NLM-Direktor Christian Krebs.

Der Deutsche Journalistenverband hatte sich gegenüber dem Politikjournal Rundblick besorgt geäußert über das niedrige Gehaltsniveau bei manchen Bürgerradios. „Leibniz.fm“ dagegen ist angetreten mit dem Versprechen, nach dem Tarifvertrag der Länder zu bezahlen. Das werde eingehalten, sagt Golibrzuch: Gehälter bewegen sich zwischen den Entgeltgruppen E6 und E13 – allerdings ohne automatische Anpassung von Erfahrungsstufen und Tariferhöhungen. Die laufenden Kosten werden zum größten Teil durch die NLM bestritten. Unterstützung kommt von Stadt und Region sowie von der Sparkasse Hannover. Alcatel hat die Telefonanlage und Netzwerktechnik als Sachspende zur Verfügung gestellt. Weiterhin ist der Trägerverein auf der Suche nach Mitgliedern und Sponsoren, die Vielfalt in der Medienlandschaft fördern wollen.

  • Das Programm von „Leibniz.fm“ startet am 15. August 2025 um 10.00 Uhr. Es ist zu hören auf der UKW-Frequenz 106.5 MHz, auf DAB+ und im Stream.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #139.
Anne Beelte-Altwig
AutorinAnne Beelte-Altwig

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