Emsland liegt deutlich über Risikoschwelle
Zwischen 2001 und 2018 sind in Niedersachsen insgesamt 109 Menschen an FSME durch Zeckenbisse erkrankt. 24 von ihnen infizierten sich in Niedersachsen mit dem Virus, der Großteil den vergangenen drei Jahren. Das Emsland, genauer gesagt die Region um Lingen, sticht dabei besonders heraus, weil es hier in den vergangenen drei Jahren insgesamt acht Fälle gegeben hat, allein vier im vergangenen Jahr. Für das Robert-Koch-Institut liefert das den Anlass, den Landkreis als Risikogebiet einzustufen. „Wenn innerhalb von fünf Jahren ein Infizierter auf 100.000 Einwohner kommt, ist die Voraussetzung für ein Risikogebiet gegeben“, sagt Pulz. Das Emsland mit seinen acht Fällen auf knapp 321.000 Einwohner liegt deutlich über der Schwelle. Weitere FSME-Fälle gab es seit 2002 in den Landkreisen Celle, Cuxhaven, Goslar, Helmstedt, Hildesheim, Nienburg, Rotenburg, Wolfsburg und in der Region Hannover.Lesen Sie auch: Reimann ruft zur Impfung auf: „Grippe ist eine unterschätzte Erkrankung“ Antibiotika-Einsatz soll weiter sinken
„Natürlich gibt es auch eine Dunkelziffer, denn wenn sich das Virus nur als leichte Sommergrippe zeigt, wird in der Regel nicht ärztlich untersucht“, sagt Masyar Monazahian, Virologe beim Landesgesundheitsamt. „Wie hoch das Dunkelfeld allerdings ist, lässt sich schwer schätzen.“ Denn so häufig werde das Virus in den Zecken gar nicht nachgewiesen. „Wir haben vor kurzem ein umfangreiches Zecken-Monitoring gemacht und rund 47.000 Tiere in ganz Niedersachsen gesammelt“, sagt Monazahian. Dabei wurde das FSME-Virus nur in einigen wenigen Tieren aus Nienburg, Cuxhaven und der Region Hannover nachgewiesen. Um einen größeren Überblick zu bekommen, will das Landesgesundheitsamt daher eine Studie starten, bei der Blutproben von Menschen auf FSME-Antikörper untersucht werden. „Eine solche Studie haben wir schon mit Förstern gemacht. Dabei kam heraus, dass der Großteil der Förster, die schon mal mit dem Virus Kontakt hatten, aus Südniedersachsen kommt“, sagt Monazahian. Und zwar aus dem Bereich, wo bisher kein FSME-Fall gemeldet wurde. Die Forscher haben zwei Theorien, weshalb sich das FSME-Virus nun auch aus dem stark betroffenen Süddeutschland nach Norden ausbreitet. Zum einen durch Vögel. „Der Landkreis Emsland liegt auf einer Route, die viele Vögel auf ihrem Rückweg aus den Sommerquartieren nehmen“, sagt Monazahian. Diese bräuchten die Zecken im Gefieder mit. Eine andere Erklärung sind Haustiere, genauer gesagt, Hunde. „Es ist möglich, dass Hunde, die mit ihren Besitzern in Süddeutschland waren, die infizierte Zecke mit nach Hause gebracht und dort verloren haben.“