Wo die Zahl der Einbrüche zurückgeht – und wo nicht
Der Trend, dass in Niedersachsen immer häufiger eingebrochen wird, scheint gestoppt zu sein. In 35 von 46 Landkreisen ist die Zahl der Einbrüche im vergangenen Jahr zurückgegangen. Insgesamt ging die Zahl der Einbrüche niedersachsenweit um rund 17 Prozent zurück. Auch die Aufklärungsquote ist in meisten Landkreisen gestiegen, wenn auch in Summe nur leicht. Das geht aus der Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der FDP hervor. Die Zunahme bei der Aufklärung könnte auch ein Resultat der zunehmenden Konzentration der Ermittlungsarbeit in den Polizeibehörden sein. In den meisten Polizeiinspektionen werden die Ermittlungen zu Wohnungseinbruchsdiebstählen mittlerweile zentral geführt.
Am meisten dürften sich die Menschen im Landkreis Harburg über die Entwicklung der sinkenden Einbruchszahlen freuen, hier hat sich die Zahl von 1163 Einbrüchen in 2016 zum Jahr darauf mit 638 Einbrüchen nahezu halbiert. Allerdings werden auch nur noch halb so viele Einbrüche aufgeklärt, die Quote sank von 20 auf 10 Prozent. Auch in Verden (-233), Osnabrück (Stadt: -134, Landkreis -233) und im Heidekreis (-154) sind die Einbruchszahlen deutlich zurückgegangen. Selbst der neue Landkreis Göttingen/Osterode hat gemeinsam in 2017 weniger Einbrüche (502) zu verzeichnen als im Jahr vor der Fusion (Göttingen: 520, Osterode 111).
In Braunschweig dagegen dürfte die jüngste Statistik Sorgen gebracht haben, denn hier haben die Einbrüche im vergangenen Jahr um 82 Fälle zugelegt. Dennoch liegt Braunschweig mit 375 Einbrüchen im vergangenen Jahr im Mittelfeld.
Hannover bleibt Negativ-Spitze
Die meisten Einbrüche wurden auch in 2017 in der Region Hannover verübt, insgesamt 2 919 Fälle. Naheliegende Erklärungen dafür sind die Nähe zu den Autobahnen A2 und A7, zudem ist Hannover als Großstadt für Einbrecher attraktiv. Obwohl in Harburg die Einbruchszahlen so stark zurückgegangen sind, liegt der Landkreis immer noch auf Platz zwei der meisten Einbrüche. In dem ländlichen Dunstkreis von Hamburg stehen viele Einfamilienhäuser, die Verkehrsanbindung in die benachbarte Großstadt ist sehr gut.
„Die Tätergruppen, die in Harburg einbrechen, kommen fast immer aus Hamburg. Dort haben sie ihren Rückzugsort und auch ihren Absatzmarkt für die Beute“, sagt Hauptkommissar Jan Krüger, Sprecher der Polizeiinspektion Harburg. Um dagegen vorzugehen, hat die Polizei in Harburg schon 2011 eine Ermittlungsgruppe „Wohnhaus“ gebildet, kurz darauf intensivierte auch Hamburg den Einsatz gegen Einbrecherbanden. Das zeigt Wirkung, die Zahl der Einbrüche ist auch in Hamburg seit 2015 um 35 Prozent zurückgegangen. „Es scheint bei den Tätern angekommen zu sein, dass es für sie hier nicht mehr so günstig ist, gehäuft Einbrüche zu begehen“, sagt Krüger.
Darum steigt die Aufklärungsquote
Einen Sprung bei der Aufklärung der Einbrüche hat der Landkreis Holzminden gemacht. Hier konnte mit 57 Prozent mehr als jeder zweite Einbruch aufgeklärt werden, mehr als in jedem anderen Landkreis. Im Jahr zuvor war es nur jeder Vierte. Knapp dahinter liegen Osterholz und Aurich mit jeweils 44 Prozent, auch sie haben sich um jeweils fast 20 Prozent gesteigert.
Am stärksten verbessert hat sich jedoch die Polizei im Landkreis Peine. Hier konnten fast ein Drittel mehr Fälle geklärt werden als im Jahr zuvor, die Quote verbesserte sich von neun auf 38 Prozent. Verschlechtert haben sich dagegen der Landkreis Nienburg (-15 Prozent) und der Landkreis Ammerland (-10 Prozent). Dennoch lag die Aufklärungsquote im vergangenen Jahr in keinem Landkreis mehr unter zehn Prozent, im Jahr zuvor hatten drei Landkreise weniger als jeden zehnten Einbruch aufklären können.
Die allgemeine Steigerung bei der Aufklärung könnte damit zusammenhängen, dass Niedersachsens Polizei immer stärker auf die Bündelung der Ermittlungsarbeit setzt. In vielen Polizeiinspektionen gibt es Ermittlungseinheiten, -gruppen und Arbeitsgemeinschaften, die sich nur um die Bearbeitung von Wohnungseinbruchsdiebstählen kümmern. Das hat den Vorteil, dass die Ermittler Taten vergleichen und Muster herausfinden können. Denn bei Wohnungseinbrüchen hinterlassen die Täter nur selten verwertbare Spuren, Zeugen gibt es in nur wenigen Fällen.
Dafür stecken häufig organisierte Banden oder Tätergruppen hinter den Einbrüchen, die in kurzer Zeit in gleich mehrere Wohnungen und Häuser einbrechen. Ihre Vorgehensweise ist dabei in der Regel gleich – und ergibt bei der Auswertung durch die Polizei eine Art Signatur, die deutlichere Hinweise auf die Täter liefern kann als die vor Ort gesammelten Spuren.