
Die Deutsche Bahn hat ihre Vorzugsvariante für die Strecke Hamburg–Hannover vorgestellt – und damit parteiübergreifende Kritik in Niedersachsen ausgelöst. Statt des im Dialogforum Schiene Nord vereinbarten Alpha-E-Konzepts setzt die Bahn auf eine bestandsferne Neubaustrecke entlang der A7. Niedersachsens Wirtschaftsminister Grant Hendrik Tonne reagierte mit scharfen Worten: „Die Neubauplanung verläuft abseits vorhandener Infrastruktur und bringt den Menschen vor Ort nichts: keine Bahnhöfe, kein Fernverkehrsanschluss, stattdessen mehr Güterverkehr ohne Lärmschutz auf den heutigen Strecken.“ Ein belastbarer Zielhorizont fehle völlig. „Wer so plant, ignoriert die Realität – und verspielt Zeit, Geld und Vertrauen.“ Auch der Projektbeirat des Dialogforums Schiene Nord zeigt sich irritiert. Sprecher Peter Dörsam erinnerte daran, dass Alpha E im breiten Konsens von Politik, Bahn, Verbänden und Bürgerinitiativen entwickelt wurde – und nun „aufs Schärfste torpediert“ werde. Dass die aktuellen Verkehrsprognosen sogar von sinkenden Gütermengen ausgehen, lasse die Neubaupläne noch fragwürdiger erscheinen.
In den betroffenen Landkreisen wächst der Widerstand. Celles Landrat Axel Flader sprach von einem „Schlag ins Gesicht all jener, die sich jahrelang für einen verträglichen und sinnvollen Ausbau eingesetzt haben“. Rainer Rempe, Landrat im Landkreis Harburg, warnt vor „brutalen Einschnitten in die Lebensqualität vieler Menschen“ und fordert: „Zunächst muss die Generalsanierung umgesetzt werden, anschließend kann man klären, ob überhaupt noch Bedarf an einer Neubaustrecke besteht.“ Die Grünen-Landtagsabgeordnete Nadja Weippert, zugleich stellvertretende Landrätin im Landkreis Harburg, kritisiert eine „Missachtung der parlamentarischen Beschlüsse“ und warnt: „Wer mit falschen Zahlen, Berechnungen und Behauptungen eine Neubaustrecke schönredet, muss mit entschiedenem Widerstand rechnen.“ Auch CDU-Landtagsabgeordneter André Bock sieht die Bahn in der Pflicht: „Gut, dass wir so starke Bürgerinitiativen in der Region haben. Mit ihnen gemeinsam werden wir einfordern, dass die Bahn getroffene Vereinbarungen hält. Ansonsten gibt es von hier aus massivsten Widerstand.“ Die Harburger SPD-Bundestagsabgeordnete Svenja Stadler stellt klar: „Ich stehe nach wie vor für die Umsetzung des Dialogforums und sehe aktuell auch keine Veranlassung, davon abzurücken.“