
Vor diesem Hintergrund müssen wir uns darauf einrichten, dass das zweite Halbjahr sehr schwierig werden wird und wir uns auf eine ganze Reihe von schlechten Nachrichten einrichten sollten.
Womöglich war das ein Grund, warum die Atmosphäre im Plenarsaal gedämpft war. Ein anderer Grund mochte die angespannte Lage sein. Die Sommerpause naht, und eigentlich hatten noch im März viele geglaubt, der Corona-Zauber werde nun vorüber sein. Aber Weil hat wenig Ermutigung im Gepäck. Viele Einschränkungen, sagte er, würden „auf Sicht weiter notwendig sein“. Das gelte etwa für Abstandsregeln und die Maskenpflicht. „Und wann wir wieder auf großen Veranstaltungen unbeschwert miteinander feiern können, steht völlig dahin.“
[caption id="attachment_51862" align="alignnone" width="780"]
Regierungsfraktionen kritisieren die Corona-Verordnung
Von der SPD/CDU-Koalition bekam Weil für seine Rede viel Zuspruch, an einer Stelle aber meldete sich auch harsche Kritik. Sowohl SPD-Fraktionschefin Johanne Modder als auch ihr CDU-Kollege Dirk Toepffer übten unverhohlen Kritik an der jüngsten Fassung der Corona-Verordnung, die immer noch nicht dem Standard „einfach, kurz und klar“ entspricht, wie er schon vor vielen Wochen vom Sozialministerium angekündigt worden war. Modder erklärte: „Ob der neue Entwurf anwendungsfreundlicher werden wird? Da mache ich mal ein großes Fragezeichen.“Was etwa die Vorschriften zum Glücksspiel unter Corona-Bedingungen angeht, reichen in NRW acht Zeilen, bei uns sind es 80 Zeilen, verteilt auf drei unterschiedliche Paragraphen.
Toepffer verglich den jüngsten Entwurf, der derzeit von Verbänden und von den Landtagsfraktionen diskutiert wird, mit ähnlichen Bestimmungen in Nordrhein-Westfalen: „Was etwa die Vorschriften zum Glücksspiel unter Corona-Bedingungen angeht, reichen in NRW acht Zeilen, bei uns sind es 80 Zeilen, verteilt auf drei unterschiedliche Paragraphen.“ Von verschiedenen Abstandsregeln gebe es im Nachbarland nur zwei Arten, hier aber mindestens vier. Ähnlich sei es bei den Regelungen für die Menschenansammlungen im Freien.
[caption id="attachment_51858" align="alignnone" width="780"]
Grüne attestieren der Koalition "Mutlosigkeit"
Die Opposition trat in der Debatte unterschiedlich auf. Julia Hamburg (Grüne) hielt der Koalition „Mutlosigkeit“ vor und plädierte für noch mehr staatliche Investitionen, lobenswert sei die Idee des „Niedersachsen-Fonds“, die vom DGB vorgestellt wurde. „Befreien Sie sich vom Spardiktat der CDU“, rief Hamburg der SPD zu. FDP-Fraktionschef Stefan Birkner nahm die gegenteilige Position ein, hielt der Koalition in der Corona-Politik zunächst selbstherrliches Auftreten und mangelnde Einbindung der Opposition vor – und schimpfte auf die Kreditaufnahme in Höhe von 7,8 Milliarden Euro im geplanten zweiten Nachtragsetat. Dort werde vieles unter dem Deckmantel der Virusbekämpfung finanziert, was gar nichts damit zu tun habe.