27. Aug. 2020 · 
Kolumne

Wer radelt nach Berlin?

Es soll ja Schüler geben, denen schon am zweiten Schultag eine coronabedingte Schulschließung gar nicht so unlieb wäre. Für die breite Mehrheit der unterrichtsmüden Gesellen gilt allerdings: Pech gehabt. Gerade mal an vier Schulen kam es gestern zu Unterrichtsausfällen wegen Corona – von insgesamt 3000 Schulen im Land. Aber morgen ist ja schon wieder Wochenende und in sechs Wochen beginnen die Herbstferien – das bisschen Schule dazwischen bekommt man auch herum. [caption id="attachment_52986" align="alignnone" width="780"] Foto: Nikada, Deihimi, Oppermann, Grüne Fraktion Nds.[/caption]

Heute vor 54 Jahren wurde Rudi Altig, auch bekannt durch den Aphorismus, dass ein Rennfahrer seinen Hintern mehr pflegen muss als sein Gesicht, Straßenweltmeister der Radprofis. Weniger bekannt ist sein Zitat: „Für den neunten Platz noch das Weiße aus den Augen zu fahren, ist nicht das Gelbe vom Ei.“

Das mag mancher allerdings anders sehen, zum Beispiel Honey Deihimi (CDU), Referatsleiterin im Bundeskanzleramt, oder auch Helge Limburg, parlamentarischer Geschäftsführer der Landtagsgrünen. Beide zieht es nach Berlin und beide brauchen dazu nicht unbedingt das Gelbe Trikot der jeweiligen Landeslisten.

Für Thomas Oppermann spielt die nächste Liste keine Rolle mehr. Der Parlaments-Vizepräsident steigt vom Bundestags-Rennrad. Mehr zum Thema Berlin-Ambitionen und -Abschieden heute bei uns.

„Wer später bremst, ist länger schnell“, heißt es unter uns Radfahrern, und bezogen auf die Pflegekammer-Umfrage könnte man entsprechend umformulieren: „Wer später abstimmt, macht es länger spannend.“ Gerade mal jeder Siebte der 78.000 angeschriebenen Kammermitglieder hat nach unseren Informationen bisher online abgestimmt, und das kann nur zwei Bedeutungen haben:


  1. Die Kammerumfrage interessiert einen Großteil der Mitglieder nicht die Bohne.

  2. Die breite Mehrheit möchte es gewaltig spannend machen.

Vielleicht sind die Pflegekräfte aber auch für eine Poesie in der Hast, wie der Schriftsteller Theodor Herzl das Radfahren beschrieb, einfach unempfänglich. Bis zum 6. September haben sie ja auch noch Zeit.

„Hinten fahren tut genauso weh, wie vorne fahren“, sagte einst Radrennfahrer Jens Voigt, aber so weit hinten liegen wie die Tagesbildungsstätten im Land will man nun wirklich nicht. Denen gibt das SPD-geführte Kultusministerium von den schönen Digitalpakt-Millionen nämlich leider nichts ab, was nicht nur die Freie Wohlfahrtspflege, sondern inzwischen auch Koalitionspartner CDU irritiert. Warum das Kultusministerium das Pakt-Säckel für die Tagesbildungsstätten zu lässt, und warum CDU-Fraktionsvize Mareike Wulf diese Entscheidung für nicht korrekt hält, lesen Sie heute bei uns.

[caption id="attachment_52987" align="alignnone" width="780"] Foto: Anant_Kasetsinsombut[/caption]

Wenn man auf einer Etappe nach hinten fällt, dann nennt man das Durchreichen, und so geht es gerade der sogenannten Tierwohlabgabe. Auf einer Sonder-Agrarministerkonferenz verständigte man sich gestern erst einmal darauf, auf die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie im Frühjahr zu warten. „Gegenwind formt den Charakter“, weiß der Radsportler – aber sagen Sie das mal den Millionen armen Schweinen in ihren Boxen. Die grunzen Ihnen was.

Übrigens ist nach einer Greenpeace-Umfrage die breite Mehrheit (78 Prozent) der Meinung, dass Ministerien, Gesetzgeber und Aufsichtsbehörden an den Missständen in der Fleischerzeugung Schuld sind. Total bedrückend, dass man ja selbst überhaupt nichts machen kann. Die Schnitzel mit der Qualhaltungsstufe 1 purzeln einem einfach immer so in der Einkaufswagen – man kann im Prinzip dagegen überhaupt nichts machen. Hilflos.

So, und mit welchem Lied verabschieden wir uns ins Wochenende? Natürlich mit „Mit dem Rad, Kamerad“ aus „Immer die Radfahrer“:

https://www.youtube.com/watch?v=ZoMTqqdQY68&t=21s

Ich wünsche Ihnen ein rad-sportliches Wochenende

Martin Brüning

 
Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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