Weniger Betriebe, dafür größere: Die Landwirtschaft verwandelt sich weiter
Der Konzentrationsprozess in der Landwirtschaft schreitet weiter voran. Wie das Statistische Landesamt am Montag mitteilte, haben zwischen 2010 und 2016 insgesamt 3900 Bauernhöfe ihre Produktion eingestellt, das entspreche einer Rate von 1,6 Prozent jährlich. In Niedersachsen gibt es derzeit rund 37.000 landwirtschaftliche Betriebe, die eine Nutzfläche von rund 2,6 Millionen Hektar haben – darunter sind 1,9 Millionen Hektar Ackerland. Die durchschnittliche Fläche, die jeder Hof bearbeitet, stieg von 62 auf 69 Hektar. Darunter sind 72,7 Prozent Ackerland und 26,6 Prozent Grünland. Wegen der EU-Vorgaben, die ökologische Vorrangflächen verlangen, ist die brachliegende Fläche in den sechs Jahren zwischen 2010 und 2016 um 40 Prozent auf 43.500 Hektar angewachsen.
Ein besonderes Problem, das viele Agrarpolitiker umtreibt wird auch beschrieben: Der Anbau von Silo- und Grünmais ist zwischen 2010 und 2016 um 21 Prozent gestiegen – das geht einher mit dem Boom bei den Biogasanlagen. Da dieser Trend aber hoch umstritten ist und unter ökologischen Aspekten sehr kritisch bewertet wird, zeichnet sich inzwischen eine Gegenentwicklung ab. Noch 2016 betrug die Anbaufläche 524.700 Hektar, in diesem Jahr aber ist sie schon auf 494.200 gesunken – das entspricht einem Rückgang um 5,8 Prozent vom vergangenen auf dieses Jahr. Die Fläche für Getreide sei in den vergangenen sechs Jahren um 5,7 Prozent auf 888.300 Hektar gesunken. Der Anteil des Landes an Grünland ist dagegen fast konstant bei 691.000 Hektar geblieben. Die Zahl der Öko-Betriebe ist in Niedersachsen zwischen 2010 und 2016 um 8,7 Prozent auf 1286 gewachsen.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von Soundcloud zu laden.
In der Statistik wird auch der starke Anstieg bei der Tierhaltung beschrieben. Die Zahl der Großvieheinheiten sei in den sechs Jahren von 2,89 Millionen auf 3,17 Millionen angewachsen. Besonders stark macht sich das bei den Geflügelzahlen bemerkbar, die um fast zwei Drittel auf 92 Millionen gestiegen sind. Bei den Legehennen ist ein Wachstum von 73 Prozent registriert worden, und zur Erklärung heißt es, das 2009 verfügte Verbot der Käfighaltung könne dazu beigetragen haben. Steigerungen gab es beim Mastgeflügel von 68 Prozent. Die Statistiker stellen aber außerdem mehr Schweinehaltung fest – insgesamt 8,92 Millionen Schweine lebten 2016 in Niedersachsen, das waren sechs Prozent mehr als im Jahr 2010. Zwar gab es zwölf Prozent weniger Zuchtsauen, aber zwei Prozent mehr Ferkel in den Ställen. Der Import von Ferkeln aus anderen Ländern sei dafür maßgeblich. Die Zahl der Rinder habe sich um fünf Prozent auf 2,61 Millionen Tiere erhöht, die Zahl der Milchkühe um 12,4 Prozent auf 865.000 Tiere.
Wie stark die Größen der Betriebe und ihre Bedeutung schwanken, verdeutlicht das folgende Beispiel: 4167 Betriebe halten Legehennen – doch davon haben drei Viertel weniger als 100 Hennen. 91 der 4167 Unternehmen halten hingegen mehr als die Hälfte aller Legehennen. Das sind im Übrigen die ganz großen von ihnen, die mehr als 50.000 Legehennen zählen. Noch sechs Jahre vorher, 2010, hatte es nur halb so viele Riesen-Betriebe gegeben. Das weist darauf hin, dass die rot-grüne Agrarpolitik des erklärten Gegners der Massentierhaltung, Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne), keine Eindämmung des Trends zu großen Betrieben erreichen konnte. Im Gegenteil hat sich die Entwicklung in diese Richtung noch fortgesetzt. Auch bei Schweinen und Rindern zeigt sich: Viele kleine und mittlere Betriebe gaben auf, das konnte allerdings das Wachstum der Produktion nicht bremsen. Die Zahl der Betriebe mit größeren Tierbeständen hat deutlich zugenommen.