Seit mehr oder weniger zwei Jahren beschäftigt uns nun schon die überaus lästige Corona-Pandemie. Nun dachten wir gerade alle, der Schrecken sei überwunden – und schon zehrt die nächste globale Krise an unseren Nerven. Im landespolitischen Kosmos lagen zwischen dem Ende der Corona-Pandemie und der Auseinandersetzung mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine keine 24 Stunden. Im Februar-Plenum des niedersächsischen Landtags befasste man sich noch am einen Tag mit dem nahenden Ende der Corona-Beschränkungen und stritt leidenschaftlich über den richtigen Weg. Und schon tags darauf war der Krieg in der Ukraine das alles beherrschende Thema.
Geradezu fließend stellt sich der Übergang vom einen in den anderen Krisenmodus dar. Angesichts dessen feixte ein Kollege kürzlich sogar, man solle aus der wöchentlichen Pressekonferenz des Corona-Krisenstabs einfach gleich die wöchentliche Pressekonferenz des Ukraine-Krisenstabs machen. Dabei sind geordnete Abschlüsse und gestaltete Übergänge für den Menschen so wichtig. Auch das haben viele in der Corona-Pandemie gelernt: Wenn das Wohnzimmer zeitgleich der Arbeitsplatz ist, sind die Grenzen zwischen Job und Feierabend kaum noch zu erkennen. Das belastet die Psyche – so wie es die überlappenden Krisen nun tun.

Wann fängt etwas Neues an? Wann endet das Alte? Und was bleibt? In der heutigen Sonderausgabe des Politikjournals Rundblick würdigen wir anlässlich des zweiten Jahrestags der Einrichtung des niedersächsischen Corona-Krisenstabs die Ereignisse der vergangenen zwei Jahre. Dabei verlieren wir uns nicht im Klein-klein von Verordnungstexten und Stufenplänen, sondern versuchen das große Ganze in den Blick zu nehmen. Diese fünf Texte erwarten Sie:
Was hat die Pandemie mit uns gemacht? Wir waren viel zu Hause. Wir hatten Angst. Wir mussten verzichten. Wir haben Abstand gehalten und Maske getragen. Wir haben geliebte Menschen zu selten gesehen. Wir haben Toilettenpapier und Pasta gehortet. Wir haben am Fenster stehend applaudiert. Wir haben den „Wellerman“ gehört und „Early Bernie“ gehypte. Wir haben einsam gelitten und gemeinsam Zoom-Partys gefeiert. Wir haben dazugelernt. Wir haben neue Konflikte ausgetragen. Wir haben gestritten und vergeben. Wir haben geliebte Menschen verloren. Wir haben durchgehalten.

Die Pandemie ist nicht vorbei, auch wenn ab dem 20. März kaum noch Schutzmaßnahmen vorgeschrieben werden sollen. Die Inzidenzwerte steigen, sehr viele Menschen stecken sich nun nach zwei Jahren Ausharren und Vorsicht doch noch an. Vielleicht muss das jetzt so sein. Auch das ist eine Corona-Erkenntnis: Wir wissen wenig und manchmal muss man mutig genau diese Unwissenheit und Ungewissheit aushalten.
Andächtig wünsche ich Ihnen einen guten Start ins Wochenende,
Ihr Niklas Kleinwächter