Überraschung beim NDR: Andrea Lütke soll künftig das Landesfunkhaus leiten
In der Debatte über die Neubesetzung der Führungspositionen im Norddeutschen Rundfunk (NDR) gibt es eine plötzliche Wendung: Neue Leiterin des Landesfunkhauses in Hannover soll die frühere Fernsehjournalistin Andrea Lütke werden, die erst vor gut einem Jahr als Nachfolgerin von Marlis Fertmann Fernsehchefin im Landesfunkhaus am Maschsee geworden war – also die Nummer zwei. Sie steigt nach Informationen des Politikjournals Rundblick zur Nummer eins in Hannover auf. In der jüngsten Sitzung des Landesrundfunkrates wurde Lütke vorgeschlagen, die Wahl folgt dann im Verwaltungsrat des NDR, der kein eigenes Vorschlagsrecht hat. An einer Mehrheit für Lütke, die in allen Lagern der NDR-Gremien für ihre solide und fundierte Arbeit geschätzt wird, gibt es aber keinen Zweifel. Die 52-Jährige hat früher beim Isenhagener Kreisblatt (Kreis Gifhorn) volontiert, später als Fernsehjournalisten für Sat 1 und Vox gearbeitet, seit 1999 ist sie NDR-Redakteurin, jahrelang hat sie auch das Fernsehmagazin Hallo Niedersachsen geleitet. Der bisherige Funkhauschef Arno Beyer, der den Sender über viele Jahre geprägt hat, könnte Mitte 2019 in den Ruhestand gehen.
Mit dem absehbaren Aufstieg von Lütke wird eine wichtige Position frei – die des Fernsehchefs. Eine Lösung dafür, heißt es, ist noch nicht gefunden. Ob ein profilierter TV-Journalist aus Hannover in Betracht käme, etwa Thorsten Hapke als Leiter der NDR-Redaktion Landespolitik, ist unklar. Angeblich ist auch für dieses Amt eine Frau im Gespräch, die aber nicht aus Hannover kommt. Unklar bleibt auch eine andere zentrale Personalentscheidung, nämlich die Nachfolge des NDR-Intendanten Lutz Marmor, dessen Amtszeit Ende 2019 abläuft. Noch vor wenigen Monaten war spekuliert worden, dass drei Namen auf wichtige Positionen rücken – Björn Wilhelm als Funkhauschef, Joachim Knuth (59), derzeit Programmdirektor Hörfunk, als neuer NDR-Intendant und Angela Böckler (62), derzeit Verwaltungsdirektorin des NDR, als neue Vize-Intendantin (ein Amt, das bisher Beyer ausübt). Von Wilhelm, der den NDR-Programmbereich Fernsehen leitet, ist derzeit keine Rede mehr. Mit der absehbaren Kür von Lütke, heißt es, sei nun auch die Wahrscheinlichkeit der Wahl Knuths zum Intendanten gesunken. Aus maßgeblichen Teilen der NDR-Gremien erhält Knuth zwar nach wie vor großen Zuspruch, es heißt aber, starke Gruppen wünschten sich auch hier eine Frau an der Spitze. Immer wieder spekuliert wird über einen Wechsel der ehemaligen NDR-Journalistin Patricia Schlesinger (57), derzeit Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg, zurück zum NDR.
Angeblich gibt es im Verwaltungsrat des NDR die Bestrebung, alle Personalfragen in einem Zuge zu entscheiden – und zwar möglichst bis Anfang des nächsten Jahres. Als wenig wahrscheinlich wird intern mittlerweile eine Amtszeitverlängerung von Marmor angesehen. Dies war überlegt worden, um mehr Zeit für die Suche nach geeigneten Bewerbern für die Nachfolge zu bekommen.Dieser Artikel erschien in Ausgabe #200.