Überdüngung bleibt ein riesiges Problem auf Niedersachsens Feldern
Kommt zu viel Dünger auf die Felder, so droht eine gefährlich hohe Nitrat-Belastung im Grundwasser. Dieses Problem bleibt in Niedersachsen unverändert prekär, wie offenbar aus dem noch unveröffentlichten Nährstoffbericht der Landesregierung hervorgeht. Diese Untersuchung, die für jeden Landkreis genau aufzeigt, wie zwischen Mitte 2015 und Mitte 2016 gedüngt worden ist, wird derzeit im Agrarministerium fertiggestellt. Ende Februar soll sie vorgelegt werden, und nach Rundblick-Informationen hat sich der Zustand gegenüber dem Vorjahr nicht wesentlich verändert. Eine spürbare Verbesserung, heißt es, zeichnet sich noch nicht ab. Bisher war von jährlich rund 60 Millionen Tonnen an Gülle, Festmist und Gärresten berichtet worden, die auf die Felder aufgetragen werden. Das ist viel zu viel, denn der Stickstoffüberschuss in Niedersachsen beträgt rund 150.000 Tonnen oder 57 Kilo je Hektar landwirtschaftlicher Fläche. Diese hohe Belastung gefährdet das Trinkwasser – und weil die EU-Kommission Deutschland wegen der Überdüngung verklagt, muss der Umgang mit Gülle künftig stärker kontrolliert werden.
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Agrarminister Christian Meyer (Grüne) zeigt sich gegenüber dem Rundblick zufrieden, dass sich in Berlin nun die Länder und Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) auf Grundzüge einer neuen Düngeverordnung und eines Düngegesetzes verständigt haben. Die Schlussabstimmung im Bundestag steht in der nächsten Woche bevor, Ende März soll der Bundesrat die Vorschrift absegnen. Meyer ist zufrieden mit den Ergebnissen: „Das ist ein Riesenerfolg für Niedersachsen. Endlich kann unsere Düngebehörde, also die Landwirtschaftskammer, einen Abgleich mit anderen vorliegenden Daten vornehmen, etwa mit denen der Baubehörde. So haben wir die Chance, schwarzen Schafen auf die Schliche zu kommen.“ Die neuen Vorschriften sehen vor, dass von Anfang 2018 an für größere Betriebe (also etwa ab 2000 Mastschweinen), das sind acht Prozent aller Höfe, und ab 2023 für die kleineren eine Kombination von vorliegenden Informationen möglich ist – da geht es um Anträge zur Agrarförderung, um Angaben gegenüber der Tierseuchenkasse oder um Bauanträge für Stallbauten. Diese Zahlen sollen mit den Auskünften darüber, wie mit der Gülle umgegangen wird, gespiegelt werden. Auf diese Weise soll die Landwirtschaftskammer klären können, ob ein Landwirt sich wahrscheinlich an die Vorgaben hält oder ob er widerrechtlich seine Felder stärker düngt als erlaubt ist. Nach Ansicht des Agrarministers hat Niedersachsen derzeit ein „absolutes Überschussproblem“: Zu den jetzt schon drei Millionen Tonnen Wirtschaftsdünger, die aus Weser-Ems überwiegend in die Region Hannover und in den Südosten des Landes gebracht werden, kämen jetzt noch einmal eine Million Tonnen hinzu. Weil nämlich der zulässige Nährstoff-Überschuss mit dem neuen Düngegesetz von 60 auf 50 Kilogramm Stickstoff je Hektar gesenkt werde, bleibe noch mehr Gülle übrig, die der Landwirt nicht auf die eigenen Flächen schütten kann, sondern auf andere Weise irgendwie entsorgen muss.
Wie Meyer gegenüber dem Rundblick sagte, sind „dringend erhebliche Anstrengungen zur Düngereinsparung nötig“. Das könne geschehen über weniger Tierzahlen, weniger Biogasanlagen oder auch über einen Verzicht auf Einsatz von Mineraldüngern. „Die Landwirte auch in Niedersachsen müssen jetzt konsequent ihren Beitrag leisten, um weitere Umweltbelastungen der Gewässer und der Luft zu vermeiden. Das muss nicht zuletzt auch geschehen, um eine Strafzahlung der EU wegen Verletzung der EU-Nitratrichtlinie zu verhindern“, betonte der Agrarminister.