Darum geht es: Die CDU-Spitze hat am Wochenende den früheren Kultusminister Bernd Althusmann als Spitzenkandidaten für die Landtagswahl nominiert. Dazu ein Kommentar von Klaus Wallbaum:

Aus heutiger Sicht spricht viel dafür, dass der Landtagswahlkampf 2017/2018 von einem Duell zweier Politiker bestimmt wird: Auf der einen Seite Ministerpräsident Stephan Weil, der Sozialdemokrat, auf der anderen sein Herausforderer Bernd Althusmann, der Christdemokrat. Es ist nicht so, dass man einem der beiden zutrauen könnte, mit seiner Partei die absolute Mehrheit zu erreichen. Aber nach gegenwärtigem Stand ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass CDU und SPD auch weiterhin die mit Abstand stärksten Fraktionen im nächsten Landtag bilden werden. Also sind beide Spitzenkandidaten nach der Wahl aufgerufen, sich eine Mehrheit für eine Regierungsbildung zu suchen. Da sind dann viele Farbkombinationen vorstellbar – rot-gelb-grün, rot-rot-grün, schwarz-grün oder schwarz-grün-gelb, vielleicht auch schwarz-rot? Der Mann an der Spitze der Regierung muss kompromissfähig sein und seriös – ein Verhandlungspartner, auf den sich in einer Regierung auch frühere politische Gegner verlassen können.

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Stephan Weil wird vor der Landtagswahl wohl keinen ausgeprägten Rot-Grün-Wahlkampf führen können, wenn SPD und Grüne allein keine Chance für eine Mehrheit haben. Er würde dann nämlich unglaubwürdig wirken. Umgekehrt gilt das auch für Althusmann und die bisher enge Partnerschaft von CDU und FDP. Mag sein, dass dies eine Entpolitisierung des Wahlkampfes bewirken kann. Je mehr Personalisierung, desto mehr geht es um die Frage, wem die Bürger mehr Geschick in der Staatskunst zutrauen – dem Amtsinhaber von der SPD oder dem ersten Mann von der CDU. Wer ist pragmatischer? Wer berechenbarer?

Althusmann und Weil haben mehrere Gemeinsamkeiten. Beide sind keine Volkstribune, die mit großen Reden die Massen mobilisieren. Beide haben die Fähigkeit, schwierige Vorgänge gedanklich zu durchdringen und die richtigen Schlüsse zu ziehen. Beide sind auch gute Strategen. Vielleicht kann Weil, der durch seine Zeit als Oberbürgermeister geprägt ist, besser auf Menschen zugehen. Vielleicht muss Althusmann hier noch emotionale Hürden abbauen, lockerer werden. Für beide aber gilt, dass sie ihr Herz nicht auf der Zunge tragen – und es ganz gut verstehen, großen Ärger oder große Freude hinter einer Fassade zu verstecken. Sie sind dann beide auf gewisse Art unnahbar, geben ihrem Umfeld Rätsel auf. Das ist nicht schlimm, solange die Bürger ihnen trotzdem vertrauen, ihre Arbeit vernünftig zu leisten.

Hier Weil, dort Althusmann – das spricht wohl auch für eine sachliche Auseinandersetzung. Die beiden schätzen sich durchaus. Bisher haben sie in ihren Rollen auf polemische Zuspitzungen weitgehend verzichtet, sie sind zumeist sachlich geblieben. Althusmann muss jetzt angreifen, er muss auf sich aufmerksam machen. Man kann annehmen, dass er dabei sachlich bleibt. Alles andere würde auch seinem Typ widersprechen.

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