Die einen lieben Hannover, die anderen hassen Hannover, aber in einem Punkt scheinen sich die Niedersachsen weitgehend einig zu sein: Hannover ist die geilste Einkaufsmeile der Welt. In der aktuellen Zentrenstudie des Beratungsinstituts CIMA wählten die Menschen aus Niedersachsen und Bremen die Leinemetropole zur attraktivsten Innenstadt – mit deutlichem Abstand vor Hamburg, Oldenburg und Bremen. Berlin, München und Köln schafften es nur unter ferner liefen in die Top Dreizehn.

Wie Hannover zu dieser Pole-Position gekommen ist, geht aus der Studie jedoch nicht so deutlich hervor. Sobald die Niedersachsen nämlich gebeten werden, ihre Landeshauptstadt mit Schulnoten zu bewerten, fällt ihnen auf: Mehr als gerade noch befriedigend (Gesamtnote: 3,36) ist das hier eigentlich alles gar nicht. „Die schlechtesten Noten unter den Großstädten bei den Attributen Veranstaltungen & Events, Stadtbild & Aufenthaltsqualität, Bibliotheken, Kultur, Gastronomie & Einzelhandel sprechen auch für ein Imageproblem bei den Befragten“, schreiben die Studienmacher.

Das Image von Hannover ist also offenbar weit mehr als die Summe seiner Teile. Vielleicht gibt es aber auch eine ganz einfache Erklärung dafür, warum die Leinemetropole das Shopping-Paradies der Niedersachsen darstellt. In der Studie wird die schlechte Verkehrsanbindung vieler Innenstädte als Hauptgrund für ihren Attraktivitätsverlust genannt – Hannover schneidet in dieser Beziehung aber erstaunlich gut ab. Die Marketing-Strategie „Alle Wege führen nach Hannover, auch wenn’s euch nicht gefällt“ scheint unterm Strich doch aufzugehen.

Die neue Image-Kampagne der Stadt Hannover geht voll auf. | Fotomontage: Link

Apropos Erreichbarkeit und Prioritäten: Was die Landeshauptstadt geschafft hat, bleibt den Finanzministern der norddeutschen Länder bislang verwehrt. Die Schuldenbremse macht das Haushaltsmanagement ähnlich starr wie den Verkehr auf der A2 zwischen Hannover und Braunschweig zur Rushhour. Es gibt zwar Ideen für mehr Spielraum, aber bislang ist man von einer Lösung so weit entfernt wie das Ihme-Zentrum von einem Weltkulturerbe.

Und auch bei der CDU Niedersachsen scheint Hannover klar die Nase vorn zu haben: Die Landesliste für die Bundestagswahl wird von Kandidaten aus der Landeshauptstadt und Umgebung dominiert. Oldenburg und Braunschweig hingegen haben das Nachsehen, wie Chefredakteur Klaus Wallbaum festgestellt hat. Vielleicht ist das ja auch hier eine Frage der Erreichbarkeit, denn wer in Hannover sitzt, hat offenbar den kürzesten Draht zur Spitze. Ein Grund mehr, über den Ausbau von Verkehrswegen nachzudenken – wenn nicht für die Innenstädte, dann zumindest für die innerparteiliche Chancengleichheit.

Einen guten Start in die Woche wünscht
Ihr Christian Wilhelm Link