Es steht nicht gut um eines der bedeutendsten Wahrzeichen Hannovers: Der Telemoritz wackelt. „Telemoritz? Nie gehört!“, dachten vermutlich noch vor einigen Tagen die meisten von Ihnen. Schließlich ist der Name des Kleinen noch viel weniger bekannt als der Name des Großen: Telemax.
Doch seit ein paar Tagen ist der Telemoritz in aller Munde, Gesprächsthema Nummer Eins in den Teeküchen der Landeshauptstadt. Es bilden sich die ersten Bürgerinitiativen, um seinen Erhalt zu sichern. Aktivisten ketten sich an den Betonsockel, klettern aufs Dach, errichten Protestcamps. Erste Traktorkorsos fahren über die Raschplatzhochstraße. Barrikaden brennen. Ungeheuerliches ist im Gange, denn es geht um die Identität dieser Stadt!

Wer Niedersachsens Landeshauptstadt mit der Bahn erreicht, der sieht als erstes den legendären alten Fernsehturm, Baujahr 1959. Erst seit Anfang der 1990er hört er aber auf seinen Kosenamen, abgeleitet vom großen Bruder, der seitdem in Groß-Buchholz steht und seinen Vorgänger in Pension schickte. Offiziell heißt das 141 Meter Hohe Bauwerk allerdings anders, nämlich nach den zwei Buchstaben, die seit Jahren von seiner Spitze aus überdimensioniert über die Stadt strahlen. Doch VW hat keine Lust mehr, das marode Gebäude weiter zu finanzieren. Es gibt wohl lukrativere Werbeträger als ausrangierte Fernmeldeanlagen.
Dem Hannöverschen schmerzt es im Herzen, sollte der Telemoritz weichen müssen. Aber vielleicht ist es jetzt an der Zeit für eine unpopuläre Meinung: Reißt das Teil doch endlich ab! Wer weiß: Vielleicht wird ja was Gutes draus? Wo einst Niedersachsens beste Automarke für sich werben durfte, könnte bald zum Beispiel neuer Parkraum für Geländewagen entstehen, der in Hannover bekanntlich dringend gebraucht wird.
Und wissen Sie was? Wenn wir schon dabei sind, lang verpennte kosmetische Eingriffe am Antlitz der Landeshauptstadt nachzuholen, sollten wir gleich weiter machen: Ihme-Zentrum, Markthalle, Bredero-Hochhaus – weg damit! Maritim-Dauerbaustelle, Bauverwaltung, Innenministerium – sofort einreißen! Den Conti-Bruchbuden in der Wasserstadt hat ohnehin das letzte Stündlein schon geschlagen. Es wird Zeit für: Neues!
Neues aus der Landespolitik haben wir heute auch wieder für Sie:
• Wahlkreise: Niedersachsens Landeswahlleiterin Ulrike Sachs folgt meinem radikalen Kurs und empfiehlt, die Wahlkreise für die Landtagswahl neu zuzuschneiden. Welche Grenzen ihr vorschweben und welche Abgeordneten das betreffen könnte, hat Klaus Wallbaum herausgearbeitet.
• Weltgebetstag: Entscheidender Änderungen bedurfte es auch bei der Planung des diesjährigen „Weltgebetstags der Frauen“. Die Texte aus dem diesjährigen Partnerland Palästina mussten nach dem 7. Oktober 2023 „kontextualisiert“ werden. Ich habe einmal aufgeschrieben, worum es geht.
• Gewalt gegen Frauen: Asha Hedayati hat ein Buch geschrieben über die stille Gewalt, die Frauen erfahren, wenn sie vor dem Familiengericht über häusliche Gewalt aussagen müssen. Meine Kollegin Anne Beelte-Altwig hat sich eine Diskussionsveranstaltung der Grünen-Landtagsfraktion zu diesem Thema angehört.
Bringen wir diese Woche hinter uns, damit wir am Montag beschwingt in eine neue starten können!
Ihr Niklas Kleinwächter